Liebe Schwestern und BrĂĽder,
wie lässt sich das Geheimnis des österlichen neuen Lebens bildhaft vermitteln? Eine der schönsten Erläuterungen ergibt sich aus jenem Dialog, den der niederländische Priester und Schriftsteller Henri J.M. Nouwen (1932-96) einmal niederschrieb. Es ist der Dialog von Zwillingen im Mutterleib:
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“, fragt der eine Zwilling.
„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das, was draußen kommen wird, antwortet der andere Zwilling. …
„Ich glaube, das ist Blödsinn“, sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn aussehen?“ –
„So genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicherlich viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.“ –
„So einen Unsinn habe ich noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“ –
„Doch, es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles ein bisschen anders.“ –
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“
„Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen.“ –
„Mutter? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter. Wo ist sie denn, bitte?“ –
„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“ –
„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“ –
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du die singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt.
Ihnen frohe und gesegnete Ostern in der Freude unseres Auferstandenen CHRISTUS.
Pfarrer Wolfgang Guttmann