Die letzten werden die ersten sein

Liebe Schwestern und Brüder,

werden wir neidisch, wenn jemand andere begünstigt? Das ist nicht ausgeschlossen. Denn wir fragen schon danach, wo wir abbleiben und ob das alles gerecht ist. Aber was ist gerecht: Welcher Lohn? Welche Note? Welche Strafe? Welche Begünstigung? Je feinfühliger unser Gerechtigkeitssinn ist, desto schmerzlicher leiden wir.

Es tut gut, aus dem Evangelium Jesu die erstaunliche Botschaft zu hören: „Die Letzten werden die Ersten sein“ (Mt 20,16a). Gott kennt ganz andere Maßstäbe. Gott geht mit einem jeden von uns anders um, als die mit Neid geplagten Menschen untereinander. Wenn wir nur auf das schauen, was wirklich zählt im Leben, dann sind wir alle gleich – gleich wertvoll. Vor Gott haben alle die gleiche Würde.

Können wir uns mit dieser Erkenntnis auf einen Lernprozess einlassen? „In Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst“ (Phil 2,3), sagt der Apostel Paulus. Lernen wir, dass die edle Gesinnung Jesu auch durch unser Denken und Handeln erkennbar wird. „Dein Reich komme“, so beten wir im Vater unser. Dieses göttliche Reich komme ein Stück auch durch uns.

Pfarrer Wolfgang Guttmann