Der November ist besser als sein Ruf. Er hat oft sonnigere und
trockenere Tage als der viel gerühmte Hochzeitsmonat Mai.
Doch so mancher unter uns kann dieser Zeit nichts abgewinnen.
Das Jahr altert zusehends. Dieser Monat, der uns das drastisch
vorführt, ist darum nicht attraktiv. Man summt wehmütig den
Novemberblues, geht im Dunkeln aus dem Haus und kommt im
Dunkeln zurück – und dazwischen viel Grau-in-Grau.
Der November – Brückenmonat zwischen dem goldenen
Oktober und der Advents- und Weihnachtszeit? Man möchte ihn
schnell hinter sich lassen; doch gerade diese Zeit bringt
Heiligenfeste und Gedenktage, die wie Haltebuchten wirken –
ich denke da an den Allerheiligen, an unseren Pfarrpatron, den
Hl. Martin, und an die Hl. Elisabeth. Das Schöne an dieser Zeit
ist, dass wir belehrt werden, dass die welken Blätter und das
fahle Licht eine Gleichniskraft haben. Jetzt kann ich der Frage
nicht mehr ausweichen: Und was kommt dann? Was bleibt von
mir und was zählt wirklich? Ist einmal alles vorbei: Leben, Licht,
Lust? Das irdische Leben trägt ein Verfallsdatum.
Der Philosoph Sören Kierkegaard sagte einmal: „Das ist es,
warum ich den Herbst so mag, weil wir zum Himmel schauen;
im Frühling schauen wir nur auf die Erde.“ Nehmen Sie sich
doch auch im November wieder einmal bewusst Zeit, zum
Himmel zu schauen – und gestalten Sie dann Ihr Leben aus der
Freude und Hoffnung des Glaubens, damit dieser Himmel auch
schon auf der Erde erfahrbar werden kann. Auch im November!
So wünsche ich Ihnen ein wenig Novemberblues, einen offenen
Himmel und die Zuversicht des Glaubens. Herzlich
Ihr Pfarrer Heiko Kiehn