Gelegentlich werde ich gefragt, was ich da eigentlich mache, wenn ich in Sachen Notfallseelsorge unterwegs bin bzw. Bereitschaft habe.
Bereitschaft bedeutet zunächst, dass ich 7 Tage (und Nächte) durchgängig Bereitschaft habe und die Notfallzentrale (112) mich jederzeit erreichen kann. Für diese Zeit versuche ich möglichst wenige feste Termine anzunehmen bzw. muss darauf hinweisen, dass ich kurzfristig abberufen werden kann.
Natürlich schränkt es auch das Privatleben ein, da ich mich nicht zu weit entfernen kann, um in einer angemessenen Zeit am Einsatzort zu sein. Ein Ausflug an die Ostsee ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Die Fläche für meine Bereitschaft ist der Kreis Pinneberg, also nahezu identisch mit unserem Pfarreigebiet.
Notfälle geschehen zu jeder Tages- und Nachtzeit, somit ist mein Smartphone immer griffbereit neben mir, damit ich nach Möglichkeit keinen Anruf verpasse. In der Regel bekomme ich dann einen kurzen Bericht über die Situation und die Anschrift und kurz später sitze ich dann schon im Auto. Für mich sind Navigationsgeräte eine der wichtigsten Erfindungen überhaupt, da ich damit auch meine Einsatzorte schnell und unkompliziert erreichen kann. Auch wenn ich als Einsatzkraft unterwegs bin, habe ich mit meinem Fahrzeug keine Sonderrechte und muss mich selbstverständlich an alle bestehenden Verkehrsregeln halten. Gelegentlich werde ich auch durch Polizei oder Feuerwehr an den Einsatzort gefahren, wenn der Einsatzort schwer zugängig ist oder ohne Sonderrechte die Anfahrt zu lange dauern würde.
Am Einsatzort werde ich zunächst durch den Verantwortlichen von Rettungsdienst, Notarzt, Polizei oder Feuerwehr eingewiesen, damit ich auf die Situation vorbereitet bin. Bis auf wenige Ausnahmen steckt hinter jedem Anruf ein Todesfall, der die Hinterbliebenen im ersten Moment überfordert. Und auch ein Todesfall hat ja viele Gesichter: Da verstirbt ein Mensch im hohen Alter, es werden Menschen auch jüngeren Alters völlig überraschend aus dem Leben durch Herzstillstand o.ä. gerissen, Menschen aller Altersstufen begehen Suizid, Todesnachrichten müssen überbracht werden, weil ein naher Angehöriger durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Dies sind die hauptsächlichen Ursachen, warum die Notfallseelsorge angefordert wird. Bei allen Einsätzen haben wir es mit Angehörigen, Freunden, Nachbarn und zufälligen Zeugen zu tun, die mit der Situation überfordert sind. Nicht immer ist sofort jemand aus der Familie, dem Freundeskreis schnell vor Ort und kann unterstützen. Das ist dann der Moment, wo Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst die Notfallseelsorge informieren lassen, damit man niemanden in seiner Not, seiner Verzweiflung alleine lassen muss. Je nach Situation verbringe ich dann 1-3 Stunden mit den Menschen, bis jemand anders da ist oder die Menschen wieder soweit gefestigt sind, dass sie alleine klarkommen.
Was bleibt manchmal bei mir selbst: Ich sehe manchmal sehr unschöne Bilder, ich hinterlasse Menschen, die sehr einsam sind und kaum Freunde/Verwandte um sich haben. Das bedeutet, dass auch ich als Notfallseelsorger einige Zeit benötige, um den Einsatz zu verarbeiten.
Derzeit sind wir ca. 8 Personen im Kreis Pinneberg, die Notfallseelsorge für den öffentlichen Bereich gewährleisten. Das bedeutet, dass wir die Wochen des Jahres auf uns verteilen und dann Bereitschaft haben. Für den häuslichen Bereich sind wir erheblich mehr Personen, so dass man dann mit 1-2 Wochen Bereitschaft im Jahr hinkommt. Ich melde mich für ca. 7 Wochen im Jahr und hinzu kommen evtl. Wochen, weil jemand ausfällt oder anderweitig verhindert ist. Im Schnitt habe ich dann 1-3 Einsätze pro Bereitschaftswoche.
Für weitere Informationen oder Fragen kann sich gerne jeder an mich wenden!
Manfred Pleus
(04106 – 612 705 / 0179 – 138 70 34 / manfred.pleus@pfarreihlmartin.de)