Liebe Schwestern und Brüder,
ein afrikanisches Sprichwort lautete: „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ Natürlich kann auch mir selber sagen: „Lass dich nicht hängen“, oder „Das schaffst du.“ Aber ich spüre schon eine zusätzliche Motivation, wenn jemand anderes mir das zutraut. Ich bin also nicht allein, andere wollen mir helfen.
Übertragen wir solche Erfahrungen auf Worte Jesu? Welche Worte Jesu kämen Ihnen in den Sinn, die Ihnen im Alltag weiterhelfen? „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,51), beispielsweise. Oder was wäre mit einem Wort aus der Bergpredigt (Mt 5,9.): „Selig sind, die Frieden stiften“. Solche sowie viele andere Worte Jesu können im persönlichen Lebensalltag bereichernd sein.
Es gibt dann wiederum Leute, so mögen solche Worte, welchen Gründen auch immer, nicht hören. Jesus erging es nicht anders. „Was er sagt, ist unerträglich“ (Joh 6,60), sagen die Leute. Viele wollen mit Jesus nichts mehr zu tun haben. Schließlich wendet er sich an die Jünger: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67)
Machen wir es so wie Petrus. Der Apostel kannte, wie viele Leute seiner Zeit auch, noch viele andere bekannte Namen und Adressen, die auch was zu sagen hatten: Plato beispielsweise, oder Aristoteles oder Epikur. Diese Philosophen mögen Worte haben, die einem helfen. Aber haben sie Worte ewigen Lebens? Um diesen Mangel weiß Petrus, wenn er stellvertretend für die anderen Jesus entgegenbringt: „Herr, wohin sollen wir gehen. Du hast Worte ewigen Lebens.“
Heute ist es nicht anders, zumal es noch mehr Angebote gibt. Warum sollten wir sie nicht annehmen? Wer geht nicht gern ins Theater oder in die Oper, besucht ein Sportstadion, das Planetarium oder geht ins Museum. Wir lesen und hören Botschaften und Geschichten, in denen Gott gar nicht vorkommt. Und dennoch bleiben wir Christen, Anhänger Jesu. Alles, was wir wahrnehmen, betrachten wir unter dem Blickwinkel eines Christen.
Es gibt dann auch Augenblicke, da warten wir darauf, dass Gott in den Blick genommen wird. Stellen Sie sich vor, Sie würden an einem Gottesdienst teilnehmen und das Stichwort Gott würde nicht ein einziges Mal fallen. Oder es fände eine Taufe statt, bei der dem Täufling gerade mal gesagt wird: „Komm gut durchs Leben“ und „Bleib schön gesund“. Ihnen würde der Geistliche Kern der Taufe fehlen, da Sie wissen, dass der Empfang der Taufe den Horizont des ewigen Lebens eröffnet.
Oder wenn hier in der Kirche eine Hochzeitsfeier stattfindet, dann würde es ihnen nie ausreichen, wenn beiden Brautleuten nur gesagt wird: „Ihr beide seid nun ein Paar.“ Natürlich ist es schön, ein Paar zu sein, aber in der Kirche geht der Horizont weiter. Wir wollen hören, dass die gemeinsame Liebe eingebettet ist in eine grenzenlose Liebe des Schöpfergottes. Zugleich will die gemeinsam erfahrene Liebe wenigstens ein kleiner Widerschein der sich hingebenden göttlichen Liebe sein.
Oder während einer kirchlichen Trauerfeier würde es Ihnen nie ausreichen, wenn darin ausschließlich die Lebensgeschichte des Verstorbenen vorkommt, so verdienstvoll sie auch sein mag. Als Christen erwarten wir auch eine Perspektive über den Tod hinaus. Wir wollen hören, dass Gott gerade in Sterben und Tod mit unserem Leben noch eine Menge vorhat.
„Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ Für alle nachfolgenden Generationen hat das Petrus längst begriffen. Dabei sind die Jesu Worte nicht nur praktische Lebensweisheiten, sie sind Worte des Lebens, des ewigen Lebens. Sie sind konkurrenzlos, da ist nichts mehr drauf zu setzen.
Nehmen wir daher die Worte Jesu in unser Leben hinein. Es sind Worte, die aus der Ewigkeit kommen und uns in die Ewigkeit führen. Sie helfen uns. Wir bleiben!
Pfarrer Wolfgang Guttmann