Trinitatis

Liebe Schwester und Brüder,

kann man sich den einen Gott in drei Personen vorstellen? Für manche wird es gleichgültig sein, ob unser Gott, an den wir glauben, dreifaltig ist oder nicht. Für ihre Lebensgestaltung wird es keine unmittelbaren Auswirkungen haben. Dennoch kann es gut sein, sich zu vergewissern, dass unser Bild von Gott sich auch auswirkt auf unsere Vorstellungen vom Menschen.

Denn so, wie wir den Menschen ausmachen als ein gemeinschaftsorientiertes Wesen, so bekennen mit dem einen Gott in drei Personen immer auch den Gott, der nicht in sich verschlossen ist. Gott kennt also nicht allein das Ich, Gott kennt immer auch das Du. Gott ist von Ewigkeit her auf das Du ausgerichtet. Der eine Gott in drei Personen ist daher in sich immer schon Gemeinschaft.

Folgerichtig bleibt Gott auch nicht in sich selbst, sondern er sendet seinen Sohn in diese Welt. Dabei ist das Motiv seines göttlichen Tuns mit einem einzigen Wort zusammenzufassen: Liebe. Die Liebe ist das Band, das Gott mit dieser Welt verbindet (vgl. Joh 3,16). Diese vollkommene Liebe wird sichtbar in der Person Jesus Christus. Er verheißt uns den Beistand, den Tröster, den Heiligen Geist.

Kann man sich den einen Gott in drei Personen vorstellen? Junge Leute waren fasziniert, als ich vor deren Augen drei Streichhölzer entzündete und sie zwischen den Fingern der einen Hand zusammenführte: aus drei Flammen wurde eine einzige. Auch die Natur, so sagte ich, kann uns einen Eindruck vermitteln vom eigentlich nicht erklärbaren Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes.

In einem Hymnus der Kirche heißt es zum Fest Trinitatis:
Dreifaltiger verborgener Gott,
ein Licht aus dreier Sonnen Glanz,
drei Flammen einer Liebesglut,
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist.

An diesen Gott in drei Personen mögen wir uns stets erinnern, wenn wir das Kreuz der Liebe an unserem Leib sichtbar werden lassen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Pfarrer Wolfgang Guttmann