Gott und Gold – wie viel ist genug?

Ein neues Hungertuch hängt ab heute in unserer Kirche. Es stellt nicht wie bisher gewohnt einen Bilderbogen dar, auf dem Geschichten erzählt werden aus dem Heimatland des jeweiligen Künstlers, sondern fordert unsere Nachdenklichkeit wegen seiner halb abstrakten Form ganz besonders.

Gott und Gold – wie viel ist genug? Nach diesem Motto hat der chinesische Maler und Dichter Professor Dao Zi – inspiriert von der Bergpredigt – sein Bild gemalt. „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ heißt es bei Mt 6,21. In der Mitte des Bildes dominiert ein scharfkantiges goldenes Element wie ein Gesteinsbrocken, einem Meteoriten gleich, der auf die Erde herabzustürzen scheint. Sieben kleine Steine wie Goldkörner liegen verstreut im unteren Bereich des Bildes. Ein dicker schwarzer Balken teilt waagerecht die Fläche und bildet zusammen mit dem goldenen Stein ein Kreuz.

Was will uns ein solches Bild sagen? Es fällt erst einmal nicht leicht, einen Zugang zu finden. Dao Zi sagt: Gott hat in seiner Schöpfung den Menschen genug Gaben gegeben, es reicht für alle. Wir können weiter denken: Was fehlt, ist die Verantwortung, die Güter der Welt allen Menschen verfügbar zu machen und selbst bescheiden zu bleiben. Die Gefahr ist groß, sich vom Gold, das heißt den Schätzen dieser Welt so beherrschen zu lassen, dass die Menschen dem „Mammon“ dienen und Gott daneben keinen Platz hat.

Ungerechtigkeiten in den Machtstrukturen, im Umgang mit den Ressourcen der Erde und der Verteilung der Gaben der Schöpfung schaffen Leid und Not. Es könnte gemildert werden, wenn die Triebfeder unseres Handelns nicht so sehr das Sammeln irdischer Schätze wäre, sondern mehr die Besinnung auf den „Schatz im Himmel“.

Sollte es uns nicht möglich sein, diesem Ziel ein ganz klein wenig näher zu kommen, indem wir weniger an uns selbst und mehr an andere denken?

Sabine Heckmann