Valentinstag

Liebe Schwestern und Brüder,

„Sind Sie fit für den Valentinstag?“, fragt in diesen Tagen eine Zeitschrift und verbindet diese Frage mit einem Quiz. Zu erfahren ist dabei u.a. die Lebensgeschichte des hl. Valentin, der im 3. Jh. als Priester in Rom lebte. Für seinen christlichen Glauben starb er als Märtyrer, der Überlieferung nach am 14. Februar 269.

Verliebte wussten vom göttlichen Segen dieses Heiligen. Da der römische Kaiser Claudius II. jedoch selber als Gott verehrt werden wollte, verbot der heidnische Herrscher die christlichen Segensfeiern. Die verliebten Paare wollten auf den Segen der Kirche jedoch nicht verzichten und baten den hl. Valentin auch weiterhin um eine Trauungszeremonie im Geist des Christentums. So wurde dieser liebenswürde Heilige zum Patron der Verliebten und gilt noch heute als Stifter für eine gute Heirat.

Sind Sie fit für den Valentinstag? Unterschwellig verbirgt sich dahinter auch eine Anfrage nach begehrender Liebe. Verliebte Paare werden beim hl. Valentin gewiss keine Leibfeindlichkeit ausgemacht haben, sonst hätten sie seine Nähe so nicht gesucht. Aus Erfahrungen eines ichbetonten Lustprinzips, wie in der Antike philosophische Strömungen es jedoch lehrten, wusste der hl. Valentin gewiss auch um verletzende Gefahren, wenn körperliche Lust zum ausschließlich bestimmenden Lebensprinzip wird.

Der Gott der Liebe hat seine Schöpfung sinnvoll ausgestattet, indem er dem Menschen die begehrende Liebe mit auf den Weg gab. Diese Form von Liebe bewahrt den Menschen vor Isolation und Einsamkeit. Begehrende Liebe kommt jedoch nie aus, wenn sie nicht einhergeht mit einer sich verschenkenden, sich verschwendenden, sich hingebenden Liebe. Der Apostel Paulus weiß, welchen Charme diese Liebe besitzt: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil“ (1 Kor 13,4-5). Solche Gedanken sendet Paulus nach Korinth, ausgerechnet in eine Hafenstadt, wo längst nicht alles echte Liebe ist, was als Liebe ausgegeben wird.

Sind Sie fit für den Valentinstag? Wenn Sie an diesem Tag Ihre Partnerin mit einem Blumenstrauß oder einer Schachtel Pralinen bedenken, dann sind es liebevolle Zeichen von Nähe und Sympathie. Der Valentinstag bedeutet jedoch mehr. Gegenüber einem hohlen Liebesbegriff setzt der hl. Valentin ein überzeugendes Zeichen, ein Zeichen im Geist der Botschaft Jesu: nicht Überlegenheit und Berechnung hat partnerschaftliches Leben zu bestimmen, sondern Güte, Versöhnung, Liebe, so wie Jesus es vorlebt: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34). In diesem Geist erbitten Verliebte auch heute den geistlichen Reichtum göttlichen Segens.

Pfarrer Wolfgang Guttmann