Liebe Schwestern und Brüder,
wir gehen auf Weihnachten zu. Mittelpunkt des Weihnachtsfestes ist die Feier der Geburt eines Kindes, eines göttlichen Kindes.
Um Kinder ging es in diesen Tagen eigentlich auch während einer Bundespressekonferenz. Ein Ex-Innenpolitiker legte seine Sicht der Dinge hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Kinderpornografie-Vorwürfe dar. „Es war sicherlich falsch, diese Filme zu bestellen“, ließ er verlauten, „aber es war legal“. Diese Aussage, so schrieb jemand, hat mit Anstand nichts zu tun. Es soll lediglich heißen: Was nicht verboten ist, ist erlaubt.
Als Christ kann man mit dieser Einstellung nicht umgehen. Glücklicherweise leben wir in einem Rechtsstaat. Aber der Rechtsstaat ist nicht alles. Mit dem persönlichen Gewissen hat es noch eine weitere Instanz zu geben. Vielleicht muss man sein Gewissen lange genug strapaziert haben, um keine inneren Klopfzeichen mehr wahrzunehmen. Klopfzeichen beispielsweise der eigenen Scham.
In der Öffentlichkeit präsentiert sich hier jemand mit einem Höchstmaß an Schamlosigkeit. Unerträglich ist zudem, dass der Betreffende nicht ein einziges Wort des Bedauerns findet hinsichtlich der unzähligen Opfer der Kinderpornografie. Die abgelichteten Kinder lassen sich ja nicht freiwillig fotografieren, sie werden gezwungen. Der schwere, gerade auch seelische Schaden bleibt fürs Leben.
Weihnachten feiern wir die Geburt eines Kindes. Welchen hohen Stellenwert ein Kind besitzt, wird uns Gott selber durch Jesus nahe bringen. Jesus würdigt in seinem späteren Wirken nicht allein das Leben eines Kindes, indem ihm Achtung und Würde entgegenzubringen sei. Mehr noch, der Sohn Gottes identifiziert sich mit jedem Kind: „Jesus stellt ein Kind in die Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu den Umstehenden: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf“ (MK 9,37).
Gott selber will es, dass jedem Kind göttliche Würde zukommt. Ein enorm hoher Anspruch für unser Gewissen. Dieser Anspruch aber tut gut – jedem Kind und damit jedem Menschen. Gut, dass es Weihnachten gibt. Gott sei Dank.
Pfarrer Wolfgang Guttmann