Liebe Schwestern und Brüder,
seit November bin ich neu hier in der Pfarrei Heiliger Martin und darf mit Ihnen den Glauben leben und das kirchliche Leben als Pastoraler Mitarbeiter mit der Schwerpunktstelle Öffentlichkeitsarbeit mitgestalten.
Ich bin aufgewachsen in einem Ort in Unterfranken, der seit einigen Jahren mit einem Schild an der Autobahn als „Barockes Wiesentheid“ vermarket wird. Ich ging regelmäßig und gerne in die Kirche, nicht weil sie so üppig ausgestattet ist, sondern weil Menschen sie mit Leben füllten. Die Freude an der Liturgie, die Gemeinschaft, die ich unter den Ministranten erfahren habe, und die Botschaft Jesu, die es bis ans Ende der Welt zu verkünden gilt, weil sie eine gute Nachricht ist, die Hoffnung und Zuversicht bringt, waren schließlich mein Motor, diese guten Erfahrungen selbst weiterzugeben und das Studium der Theologie zu beginnen.
Vor diesem Studium hatte ich wenig Ahnung und auch heute würde ich sagen, dass es wesentlich bessere Kommilitonen gab, doch vieles haben wir in 5 Jahren bzw. 10 Semestern gelernt: Dogmatik, Kirchengeschichte, Moraltheologie, Altes Testament, neutestamentliche Exegese, Philosophie, Kirchenrecht, Liturgie, Fundamentaltheologie, Missionswissenschaft, Sozialethik, Pastoraltheologie. All diese Disziplinen bilden eine wissenschaftliche Basis, sich mit Gott auseinanderzusetzen – biblisch, systematisch, historisch und praktisch.
Scheinbar wissen wir alles über Gott, wenn wir unzählige Bücher über ihn und seine Kirche gelesen, viele Hausarbeiten geschrieben, und die ein oder andere Diskussion im Hörsaal oder Bierkeller geführt haben. Vieles erscheint mir schlüssig, vieles ist ganz klar, doch immer mal wieder kommen Gedanken des Zweifels auf.
Mache ich alles richtig? Ist es sinnvoll, mich weiter für die Kirche Jesu Christi einzusetzen, oder ist sie eigentlich schon längst am Ende? Hat das Evangelium seine Wirkung verloren?
Doch Gott schickte mir immer wieder Zeichen, meistens Menschen, die mich und meine negativen Gedanken wendeten, den Mut nicht zu verlieren, sich aufzuraffen, alle Kraft und Hoffnung auf die Zukunft zu setzen, denn der Herr selbst sagte: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20).
Liebe Schwestern und Brüder, nur den Beweisen und dem Belegbaren zu vertrauen, hat mich nicht weitergebracht. Ich bin überzeugt, dass das fürbittende Gebet anderer und mein eigenes Gebet, meine Rückschau und meine Reflexion mich zu der Erkenntnis gebracht haben, dass es nur gut und sinnvoll ist, sich für das Reich Gottes hier auf Erden einzusetzen.
Ich lade Sie ein, in dieser österlichen Bußzeit dem Gebet eine besondere Stellung zu geben oder es zu vertiefen, denn beten hilft – ob alleine zu Hause, vor dem Essen oder in Gemeinschaft in der Kirche. Dann können wir noch enger miteinander und mit Gott verbunden die Auferstehung Jesu Christi am Osterfest feiern.
Ihr Michael Leis
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