Das zu Ende gehende Jahr hat für uns im Kreis Pinneberg und für die Menschen in Deutschland und weltweit vieles infrage gestellt, was bisher als selbstverständlich galt. Die Covid-19-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche Bedrohung für uns alle. Sie berührt mit ihren Auswirkungen auf das Zusammenleben, auf die Wirtschaft, auf die sozialen Kontakte und auf die Bildung nahezu jeden Lebensbereich. Die Folgen treffen uns sehr unterschiedlich, aber dennoch alle gemeinsam. 2021 werden diese Herausforderungen für die Gesellschaft und jeden einzelnen nicht kleiner.
War es schon schwer vorstellbar, wie sich ein kleines Virus in so kurzer Zeit über die ganze Welt verbreitet, so hat sich an dieser Pandemie auch der große Bruch gezeigt, der sich seit einigen Jahren durch unsere Gesellschaft zieht. Während viele Menschen den engen Kontakt zwischen Politik, Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und gesellschaftlichen Akteuren loben und als sehr wohltuend empfinden, hegen andererseits Einige große Zweifel und Vorbehalte. Angesichts der Unfassbarkeit der Ereignisse, gliedern sie sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs aus und schotten sich gegenüber der argumentativen Auseinandersetzung ab. Die Pandemie verstärkt eine schon seit Jahren andauernde Entwicklung, die die Gesellschaft immer mehr spaltet.
Auch wir als katholische Christen spüren dies schmerzlich jeden Tag aufs Neue. Wir haben als Kirche ungewollt durch bestimmte Entwicklungen bisweilen zu diesem Vertrauensverlust und der gesellschaftlichen Polarisierung beigetragen. Diese „Baustellen“, die wir in der Kirche haben, verdecken leider das unermüdliche Engagement, das Ehrenamtliche in unseren Gemeinden vor Ort leisten: Hilfsangebote für Menschen in Notlagen, Jugendarbeit, Angebote für Senioren, Gemeinschaft, Integration bis hin zu Bildungsangeboten in unseren fünf Kindertagesstätten.
Mit dem Synodalen Weg hat die Katholische Kirche in Deutschland einen Weg eingeschlagen, um über Fragen wie die Stellung der Frau in der Kirche, die Teilhabe an Entscheidungsprozessen und damit das Aufbrechen von Machtstrukturen zu diskutieren, neue Perspektiven zu entwickeln und Mut zu machen. Damit wollen wir ein Beispiel geben. Dieser Dialog von Gruppierungen unterschiedlichster Positionen ist auch innerhalb der Kirche unabdingbar.
Wir wünschen uns, dass gerade vor dem Hintergrund der Pandemiefolgen, die Anregungen von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit“ einen großen Wiederhall in der Kirche, in Politik und Gesellschaft finden. Der Papst ruft zu gelebter Nächstenliebe auf, durch die wir politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen dergestalt ändern können, dass Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Zerstörung und Kriege überwunden werden können.
Wir wünschen uns und Ihnen, dass wir genau dies auch für uns im Kreis Pinneberg, in unseren Kommunen und Gemeinden, in unseren Unternehmen und Betrieben, in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben und unseren Familien schaffen. Wir wünschen uns und Ihnen, dass wir mit Solidarität und gemeinschaftlichem Tun diese großen Veränderungen zusammen gestalten können. Wir wünschen uns und Ihnen, dass wir die gesundheitliche Bedrohung durch das Virus gemeinschaftlich überwinden, und das Jahr 2021 immer weniger Erkrankte und wieder mehr soziale Kontakte ermöglichen wird.
Heiko Kiehn, Pfarrer
Regina Bohla, stellv. Vorsitzende des Kirchenvorstandes
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