Ich bitte nicht um große Wunder und Visionen, Herr,
sondern um Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Gib, dass ich lerne, meine Zeit richtig einzuteilen.
Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist.
Lass mich nicht durch das Leben rutschen,
sondern lass mich auf Lichtblicke und Höhepunkte achten.
Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen,
weder Träume über die Vergangenheit, noch über die Zukunft.
Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun,
und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.
Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsse im Leben alles glattgehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.
Schicke mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat,
mir die Wahrheit zu sagen.
Herr, ich möchte dich und die anderen immer aussprechen lassen.
Die Wahrheit sagt man nicht sich selbst, sie wird einem gesagt.
Ich weiß, dass sich manche Probleme dadurch lösen,
dass man nichts tut.
Gib, dass ich warten kann.
Du weißt, Herr, wie wichtig Freundschaften für uns sind.
Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Fantasie,
im rechten Augenblick an der richtigen Stelle ein Päckchen Güte abzugeben.
Dies kann mit oder ohne Worte geschehen.
Mach aus mir einen Menschen,
der einem Schiff mit Tiefgang gleicht,
um auch die zu erreichen, die „unten“ sind.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht alles, was ich mir wünsche,
sondern gib mir das, was ich wirklich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Amen.
Textquelle: Pater Wilhelm Ruhe (Hg.): Bardeler Fastenmeditationen 2019, Osnabrück 2019, S. 24f.
Anette Tauch
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