Ich packe meinen Koffer

Der Gedanke des Monats August 2019 heißt für mich:

Ich packe meinen Koffer.
Ist Ihnen das schöne Spiel bekannt? Reihum werden in einen imaginären Koffer Gegenstände gepackt, und der nächste, der an der Reihe ist, muß alle Dinge nennen, die seine Mitspieler vor ihm bereits eingepackt haben. Kinder haben bei diesem Spiel ein besonders gutes Gedächtnis, sich die genannten Dinge zu merken.
Bevor ich mich in der Sommerzeit wie vermutlich viele von Ihnen auf eine Reise begebe, überlege ich, was mich am Ziel erwartet, was ich benötige und was darum in den Koffer eingepackt werden muß. Ich mache die Erfahrung, daß ich meistens viel mehr einpacke, als ich unbedingt am Urlaubsziel benötige. Dann stelle ich fest, daß einige Dinge entbehrlich sind, die ich wirklich nicht die ganze Zeit herumschleppen muß. Bei einer geplanten Urlaubsreise habe ich unseren irdischen Lebensweg vor Augen, der mit einer Wanderung oder einem Pilgerweg verglichen werden kann.
Wenn ich an immaterielle Dinge wie Gewohnheiten, unerfüllte Wünsche, lang gepflegte Auseinandersetzungen, beschwerende Verpflichtungen, oft verbunden mit einem schlechten Gewissen denke, dann sollte es sich jedenfalls lohnen aufzuräumen und einen Teil der Lasten abzulegen.
Am Ende eines unterschiedlich langen Lebensweges kommt dann ohnehin die Frage auf, was ich lassen darf oder lassen muß, weil es mich nur unnötigerweise belastet oder beschwert. In einem Lied des bedeutenden Kirchenlieddichters Gerhard Tersteegen
“Kommt, Kinder, laßt uns gehen” heißt es in der 4. Strophe:
Man muß wie Pilger wandeln,
frei, bloß und wahrlich leer;
viel sammeln, halten, handeln
macht unsern Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot;
wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden;
wir brauchen’s nur zur Not.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine unbelastete, gesegnete
Sommer-reise-zeit.

Christian Woermann
-Diakon-