„Meide das Böse und tue das Gute; Suche den Frieden und jage ihm nach!“ heißt es in Psalm 34.
Morgen geht der diesjährige Katholikentag in Münster zu Ende. Sein Leitwort „Suche Frieden“ ist diesem Psalm 34 entnommen.
Frieden, eine uralte Sehnsucht aller Menschen zu allen Zeiten. Warum ist er so schwer zu erreichen, warum bewegt es uns heute noch, wie man Frieden verwirklichen kann? Warum müssen wir uns immer noch damit beschäftigen, nach Wegen zum Frieden zu suchen? Warum finden wir ihn nicht, obwohl wir ihn alle wollen?
„Frieden“ ist in der Heiligen Schrift, ist in der gesamten christlichen Botschaft und Überlieferung einer der ganz zentralen Begriffe. Ich weiß nicht, wie oft er genannt wird, das ließe sich sicher herausfinden, wenn man perfekter im Internet unterwegs wäre als ich, aber es ist auch nicht so wichtig.
„Frieden“ zu haben oder zu bekommen beinhaltet für die Menschen gleichermaßen Gruß, Segen, Versprechen, Sendung, Trost, Heilung, Versöhnung, Ruhe, Zufriedenheit, Sicherheit, Auftrag und noch viel mehr.
„Der Friede sei mit euch“. Das sind die Begrüßungs- und Erkennungsworte des auferstandenen Jesus, und in ihnen liegt der göttliche Friede, der alle Angst und Traurigkeit auflöst. Ein Friede, der Ruhe und Zuversicht bringt, der Mut macht, der Energie freisetzt. So zeigt es sich an den verzagten Jüngern, die nach der Kreuzigung Jesu so hoffnungslos und unsicher waren und nun gestärkt und überzeugt das Vermächtnis der Botschaft Jesu anpacken.
„Frieden auf Erden“ verkündeten die Engel den Menschen schon bei der Geburt des Gottessohnes, und bereits viel früher war in den Weissagungen der Propheten vom kommenden „Friedensfürst“ die Rede.
Ist es nicht merkwürdig, dass uns Christen schon so oft Frieden versprochen wurde, dass wir ihn aber immer noch suchen, ihm nachjagen, um ihn ringen sollen? Warum haben wir ihn nicht längst?
So einfach scheint es also nicht zu sein, nicht mit dem Frieden unter Menschen und auch nicht mit dem göttlichen Frieden. Er ist ein Versprechen, ein Geschenk, aber offensichtlich eines, das einem nicht in den Schoß fällt, sondern erarbeitet und gepflegt werden will.
Denken wir zurück an den Psalm 34: „Meide das Böse und tue das Gute; Suche den Frieden und jage ihm nach.“
Die Suche nach Frieden ist hier klar mit einem Auftrag verbunden, mit der Aufforderung nach persönlichem Einsatz, nach persönlicher Anstrengung, und ebenso klar nicht mit der Erwartung, was die anderen zu tun haben, damit wir selbst Frieden finden.
Es liegt an uns, an jedem Einzelnen, ob es gelingen kann, Frieden zu schaffen. Es fängt im Kleinen an, im persönlichen Umfeld, in der Familie, im Bekanntenkreis, in der Gemeinde und der Kommune, ob wir das Böse meiden und das Gute tun, wie es im Psalm heißt, ob wir selbst keinen Unfrieden stiften, ob wir Verantwortung tragen, dass anderen kein Unrecht geschieht, ob wir bei Auseinandersetzungen klug eingreifen, damit „kein böses Blut“ entsteht, ob es uns gelingt, unseren Egoismus zurückzustellen.
Zweifellos haben wir es in vielen Situationen selbst in der Hand, Frieden zu schaffen und zu erhalten, wenn wir das Böse meiden und das Gute tun, wenn wir uns also auf die eigene Verantwortung für Frieden unter den Menschen besinnen.
Aber …, da kommt schon ein Einwand: Sie kennen sicher das Sprichwort „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Was machen wir, wenn wir gegen unseren Willen in unfriedliche Auseinandersetzungen hineingezogen werden, wie verhalten wir uns, wenn vor unseren Augen Unrecht geschieht, wie tragen wir zum Frieden bei, wenn wir selbst oder Menschen in unserer Umgebung schlecht behandelt werden? Müssen wir uns nicht wehren, müssen wir nicht eingreifen, um Ausgleich und Gerechtigkeit zu schaffen und so dem Frieden zu dienen?
Ich glaube, auch in diesem Fall dürfen wir auf das Psalmwort zurückgreifen. Meide das Böse und tue das Gute. Gutes zu tun und Böses zu vermeiden als Leitwort kann uns bei jeglicher Auseinandersetzung helfen, einen Weg zum Frieden zu finden, auch wenn es Situationen gibt, in denen die Abwägung einer Entscheidung schwer fällt. Unsere Glaubwürdigkeit wird wachsen und überzeugen, wenn man uns anmerkt, wie wichtig es uns ist, Böses zu vermeiden und Gutes zu tun.
Ein Beispiel will ich vortragen, das mit dem heutigen Datum zu tun hat:
Der morgige Sonntag ist Muttertag. Einmal im Jahr stehen Mütter besonders im Vordergrund, werden wegen ihrer Verdienste um die Familie geehrt, bekommen besondere Aufmerksamkeit und vielfach auch Geschenke. Wunderbar, auch wenn die Rolle von Vätern dabei ein bisschen zu kurz kommt.
Mütter praktizieren in der Regel genau das in der Familie, worauf es bei der Suche nach Frieden ankommt. Ihre ständige Aufgabe ist es, Wege zum friedlichen Zusammenleben zu finden, Maßstäbe zu setzen und Ungerechtigkeiten auszugleichen, im Streit zu vermitteln und zur Versöhnung beizutragen, und das alles unter dem beschützenden Dach der Achtung füreinander und der Liebe.
Dass das nicht immer leicht ist und auch nicht immer gelingt, weiß jeder. Jeder weiß auch, wieviel Kraft und Nerven es manchmal kostet, Friedensstifter zu sein, in der Familie wie auch sonst im Leben. Jeder weiß auch, wie oft es mit Frust und Enttäuschung verbunden ist, wenn man seinem eigenen Anspruch nicht genügen kann, erfolgreich für Frieden zu sorgen. Und gerade bei Müttern erlebt man häufig, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, „um des lieben Friedens willen“.
Mütter, die niemals aufgeben, die ihre Kinder niemals fallen lassen, was sie auch angestellt haben, deren Liebe sich nie erschöpft, wie wir es auch von Gott erhoffen, könnten unsere Vorbilder sein bei der Suche nach Frieden.
Meide das Böse und tue das Gute! Suche den Frieden und jage ihm nach!
Wir können eine Menge tun, um Frieden zu schaffen und zu erhalten. Wir können es tun durch unser eigenes Verhalten, aber auch, indem wir andere unterstützen, die Frieden stiften, und das sind nicht zuletzt die Mütter in ihren Familien.
(Sabine Heckmann)
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