Sternstunden des Glaubens

Liebe Schwestern und Brüder,

Sie kennen “Sternstunden des Glaubens”? Es sind jene Stunden, in denen es uns einfach gut geht und wir uns bis in die Tiefenschichten unserer Seele hinein glücklich fühlen dürfen. Wenn wir wenigstens für einige Augenblicke den Belastungen des Lebensalltages entrinnen können, stimmen diese Sternstunden uns froh und tauchen unser Leben ein in ein wohltuendes Licht. So schöpfen wir neue Kraft für unser Leben.

Solche Sternstunden erleben auch die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus. Jesus steigt mit ihnen auf einen hohen Berg (Mt 17,1-9). Zuvor sprach er mit ihnen über sein bevorstehendes Leiden und Sterben. Doch jetzt machen sie eine Erfahrung, die sich nur schwer in Worten ausdrücken lässt. Die Gestalt Jesu verwandelt, verklärt sich. Die Apostel können diesen Augenblick noch gar nicht begreifen, aber sie fühlen sich wohl und würden am liebstem diesen Augenblick festhalten.

Zudem erscheinen aus dem Jenseits mit Mose und Elija zwei große Propheten des Alten Bundes. Beide sind in den Augen der Welt jahrhundertelang tot. Nun erscheinen sie wie lebendige Zeugen, wenn sich die göttliche Heilsgeschichte in diesem Jesus Christus erfüllt. Zudem bestätigt die Stimme des himmlischen Vaters: “Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören” (Mt 17,5).

Diese Szene gehört zu den anspruchsvollsten Stellen der Heiligen Schrift. Sie deutet hin auf das Geheimnis von Ostern. Durch Leid und Kreuz hindurch erstrahlt ein vorweggenommener Glanz des Auferstandenen. In diesem Augenblick unmittelbare Nähe des verklärten Christus fühlen sich die Jünger tatsächlich wie im Himmel.

Festhalten können sie die diesen Augenblick nicht, der wie eine Momentaufnahme aus einer anderen Welt erscheint. Nach diesen Sternstunden müssen sie den Berg wieder hinuntersteigen in die Niederungen des Lebensalltages. Doch von diesem unvergesslichen und lichterfüllten Erlebnis werden sie zehren und in ihrer weiteren Lebensgeschichte die beglückende Botschaft des göttlichen Messias weitertragen.

In ähnlicher sowie in abgestufter Weise werden auch uns solche Sternstunden des Glaubens geschenkt: bei Einkehrtagen, bei Wallfahrten, bei Gottesdiensten oder auch im stillen Gebet. Während solcher Augenblicke wird es heller in unserem Leben und es wird wärmer in unserem Herzen. Auch wenn wir wollten, aber solche Sternstunden können auch wir nicht festhalten. Aber sie sind da und wir benötigen sie, um unseren Lebensalltag bestehen zu können. Zugleich wissen wir, dass auch nach unserem Leiden und unserem Sterben der lebendige Gott für uns noch eine Menge an Unsagbarem bereithält.

“Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung” heißt es in einem neuen geistlichen Lied. Viele solcher “Sternstunden des Glaubens” wünschen wir uns alle – mitten in unserem Lebensalltag.

In einer Betrachtung heißt es (Die Verklärung auf dem Berg, Albert Höfer):

Ich glaube an Jesus,
diesen wunderbaren Menschen aus Nazareth.
Ich bewundere seine Art Mensch zu sein,
so offen und engagiert, so zärtlich und Gott verbunden.
Ich spüre in diesem Menschen Gottes Nähe
Und glaube daran, dass Gott mir in ihm selber begegnet:
ein Gott mit menschlichem Antlitz,
der sich auf uns einlässt
und für jeden ein fühlendes Herz und eine helfende Hand hat.

Ich glaube, dass Jesus, dieser wunderbare Mensch,
aus der Tiefe Gottes selber kommt
als das Licht vom ewigen Licht,
als das göttliche Schöpfungswort,
durch dass das All geschaffen wurde.

Ich glaube an Jesus, diesen wunderbaren Menschen,
er ist der Sohn Gottes,
der am Herzen des Vaters ruht.
Er hat uns die Botschaft gebracht von Gott,
die Botschaft des Vertrauens und der Befreiung,
die Botschaft des Lebens,
das stärker ist als der Tod.

Ich glaube, dass Jesus lebt und unter uns gegenwärtig ist,
dass von ihm eine göttliche Kraft ausgeht,
die uns Kraft und Licht spendet.
Ihn will ich betrachten und vor Augen halten.
Ihn trage ich in meinem Herzen,
ihn bete ich an.
In der Kraft seines Geistes
und in der Fußstapfen seiner Nachfolge
gehe ich mit meinen Mitmenschen
den langen Weg zur ewigen Heimat.

(Pfarrer Wolfgang Guttmann)