Kirchweih (St. Marien Quickborn) – Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen

Im Rahmen unseres Kirchweihfestes an diesem Sonntag, 21. Mai, werden wir im Anschluss an die Festmesse feierlich eine Bronzetafel enthüllen. Sie erinnert an die lange Tradition des seit Jahrzehnten in Quickborn stattfindenden Ausländerfestes. Da zu diesem Anlass unser Erzbischof Dr. Stefan Heße als Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz leider nicht kommen kann, richtet er ein Grußschreiben an unsere Quickborner Pfarrgemeinde. Es lautet:

Sehr geehrter Herr Pfarrer Guttmann,
liebe Quickborner Schwestern und Brüder,

da ich am So., 21. Mai 2017, bei der Enthüllung der Bronzetafel zum Ausländerfest leider nicht anwesend sein kann, möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Anerkennung und meinen Dank aussprechen.

“Die Kirche kennt keine Ausländer.” Dieses geflügelte Wort kam mir beim Lesen der Inschrift in den Sinn. Natürlich gibt es Menschen mit Migrationshintergrund und vielen Gemeinden. Aber “Die Kirche kennt keine Ausländer” macht zwei Dinge deutlich: Zum einen ist unsere Kirche eine Weltkirche. Jede Kultur und jede Ethnie hat Platz in unserer Kirche, in der wir alle Schwestern und Brüder sind. Zum anderen sind wir Christen der Überzeugung, dass jeder Mensch  – ob Christ oder nicht  – Ebenbild und Kind Gottes ist. Wir haben darum alle die gleiche Würde und gehören alle zusammen, egal woher wir stammen.

Aus diesem Bewusstsein erwächst aber auch ein Auftrag. Wenn wir alle zur einen Menschheitsfamilie gehören, müssen wir als Kirche dass auch in und durch unsere Gemeinden konkret werden lassen. Sie tun das in Quickborn mit dem Ausländerfest bzw. der Interkulturellen Woche nun schon seit 1983. Ihr Engagement trägt dazu bei, dass Ausländern nicht mit Abgrenzung sondern mit wohlwollender Neugier begegnet wird. So kann aus Begegnung Bereicherung werden, wie Sie auf Ihrer Bronzetafel deutlich machen.

Mit herzlichen Segenswünschen für Ihre Gemeinde und Ihr Engagement um Verständigung und Integration verbleibe ich

Ihr Erzbischof Stefan

Die Bronzetafel trägt folgenden Wortlaut:

AUSLÄNDERFEST

Am 24. September 1983 wurde an dieser Stelle zum ersten Mal das traditionelle Quickborner Ausländerfest begangen. Die Idee erwuchs aus einer Initiative der aus verschiedenen Ländern der Welt zu uns gekommenen Arbeitskräfte. Sie wollten den hier ansässigen Gemeindemitgliedern sowie allen Bürgern den kulinarischen Reichtum ihrer Heimat bekannt machen. Begegnungen und Integration sollten so auch von ihrer Seite aus erleichtert werden. Da jährlich im September die  “Woche des ausländischen Mitbürgers” begangen wurde, war das Wort “Ausländer” wie selbstverständlich gebräuchlich. Auch wenn inzwischen von der “Interkulturellen Woche” gesprochen wird, blieb über die Jahre die ursprüngliche und mit vielen lebendigen Erfahrungen versehene Bezeichnung “Ausländerfest” erhalten. Inzwischen bereichern viele weitere aus dem Ausland kommenden Familien das Leben unserer Quickborner Kirchengemeinde.

Menschen mit Migrationshintergrund kommen zu uns als Menschen aus anderen Kulturen mit anderen Sprachen und Hautfarben. Im Augenblick ihres Kommens sind sie die Fremden. Die Bibel weiß über die Fremden viel zu erzählen. Sie sollen nicht unterdrückt, sondern liebevoll angenommen werden (vgl. Lev 19,33 f). Jesus wird diese Einstellung aufgreifen und sich mit Fremden identifizieren: “Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.” “Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” (Mt 25,35.40). Die Aufnahme von Fremden ist daher ein Werk christlicher Nächstenliebe.

(Pfarrer Wolfgang Guttmann)