Sie alle kennen das Lied von Jürgen von der Lippe:
“Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na, dann ist ja alles klar.”
Und angesichts aktueller Umfragen könnte man meinen, dass das vorgenannte Lied die Wirklichkeit eher widerspiegelt als die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium:
“Macht euch keine Sorgen.”
In einer Umfrage des Instituts Allensbach aus September 2016 kommt im Kern zu Tage, dass es einerseits den Deutschen wirtschaftlich gesehen so gut wie noch nie geht, andererseits die Sorgen mehr und mehr zunehmen. 70 % der Befragten gaben an, dass es ihnen gut oder sehr gut gehe, aber nur 36 % der Befragten gaben an, dass sie dem Jahr 2017 hoffnungsvoll entgegen sähen. Kein Wunder, wenn man um sich blickt:
- Kann unser Land die vielen Flüchtlinge aufnehmen und integrieren?
- Müssen wir nach Berlin mit weiteren Terroranschlägen im eigenen Land rechnen?
- Bleiben die Finanzmärkte stabil oder droht eine erneute Krise
- Wie geht es nach der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten mit den USA weiter?
- Angst und Sorgen bereiten uns die vielen Kriege in der Welt.
Aber nicht nur mit Blick auf die Welt, sondern auch mit Blick auf mich persönlich mag ein mancher voll Sorge sein:
- Werde ich wieder gesund?
- Wie geht es mit meiner Partnerschaft weiter?
- Werde ich meine Arbeit behalten können?
- Reicht das verdiente Geld zum Leben?
- Schaffe ich die nächste Prüfung in der Schule oder im Studium?
Ein “Macht euch keine Sorgen” erscheint da doch völlig unangemessen. Gehen wir gedanklich zunächst einen Schritt zurück. Was bedeutet das Wort “Sorge” eigentlich? Der Begriff Sorge beschreibt eine subjektiv erwartete Not, ein Bedürfnis oder eine Gefahr, deren Eintreten man erwartet. So betrachtet, haben Sorgen zunächst einmal etwas Positives: Sorgen können mich aufmerksam werden lassen und die Verwirklichung einer Gefahr vielleicht verhindern:
- Aus Sorge vor einem Unfall passe ich besser auf.
- Aus Sorge um meine Gesundheit bemühe ich mich um einen gesunden Lebensstil.
- Aus Sorge vor der nächsten Prüfung nehme ich mir Zeit zum Lernen.
Aber die Sorgen können auch Überhand nehmen und mein Leben bestimmen. Die negativen Gedanken schaukeln sich auf, man ist gelähmt und kreist nur noch um sich selbst und seine Sorgen. Angesichts der zahlreichen Umstände, die einen voll Sorge werden lassen können, tut es gut, wenn wir uns von Jesus sagen und ermutigen lassen:
“Macht euch keine Sorgen.”
Dieses “Macht euch keine Sorgen.“ – ich verstehe es weniger als eine Aufforderung oder einen Befehl, sondern als eine Einladung. Eine Einladung Gottes an uns, unser Leben vertrauensvoll in seine Hände zu legen. Denn um das, worum es im Letzten geht, um unser Leben, das können wir trotz aller Sorge oder Vorsorge gar nicht bestimmen. Im Evangelium sagt Jesus uns:
“Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?”
Wir haben das Leben eben nicht in unserer Hand. Gott ist der Herr meines Lebens; es ist in seiner Hand.
Aber kann ich so glauben? Glaube ich wirklich, dass Gott für mich sorgt? Jesus weiß offenbar, wie schwer uns dieser Glaube fallen kann und spricht von uns als
“Kleingläubige” und mahnt uns: “Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen.”
Und mit diesem Glauben, verspricht Jesus, kommt alles andere dazu:
„Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.”
Natürlich ist das kein Automatismus und der Glaube auch keine Versicherung. Wer glaubt, dessen Leben ist auch von Höhen und Tiefen geprägt. Auch Jesus weiß, dass derjenige, der glaubt, Sorgen haben kann. Jesus ist realistisch genug und sagt:
“Jeder Tag hat genug eigene Plage.”
Aber wir sind eingeladen, unsere Sorgen Gott anzuvertrauen, hoffen zu können, dass eines Tages mit der Vollendung unseres Lebens wir bei Gott aufgehoben sind. Wenn wir fallen, dann fallen wir niemals tiefer als in Gottes Hand. Er ist da und fängt uns auf. Gott will uns durchs Leben tragen. Sie alle kennen die Geschichte von den Spuren im Sand: Enttäuscht berichtet der Erzähler davon, dass entgegen der Zusage, dass Gott immer mitgeht, er in den schwersten Zeiten seines Lebens nur eine Spur im Sand gesehen hat. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte? Und Gott entgegnet: “Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.”
Das hört sich alles recht einfach an. Aber wie kann mir dieser Glaube gelingen?
Im Evangelium spricht Jesus von den Vögeln des Himmels und den Lilien auf dem Feld. Wer sorgt eigentlich für die? Wer sorgt überhaupt für das gesamte Wunderwerk der Schöpfung? Wem habe ich selbst mein Leben zu verdanken?
Der Glaube an Gott – kann man ihn lernen? Ich denke, bis zu einem gewissen Grad vielleicht: durch das Gespräch über Gott mit anderen Glaubenden, durch das Gespräch mit Gott im Gebet, durch das Lesen in der Bibel.
Der Glaube an Gott – er ist aber auch ein Geschenk. Jeder, der glauben kann, mag für dieses Geschenk immer wieder dankbar sein.
Und so wünsche ich uns allen, dass wir im Glauben an Gott nicht acht- und sorglos durchs Leben gehen, aber dass wir uns mit unseren Sorgen nicht alleine fühlen müssen, sondern von Gott getragen wissen.
(Björn Mönkehaus)
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