Liebe Schwestern und Brüder,
Lieber Papst Franziskus lautet der Titel eines in diesen Tagen neu erschienenen Buches. Zum ersten Mal in der Papstgeschichte antwortet ein Papst auf die Fragen von Kindern. Aus allen Kontinenten schrieben über zweihundertfünfzig Kinder aus verschiedenen Sprachen dem Heiligen Vater. Die Antworten, die Papst Franziskus auf diese Fragen gefunden hat,” so ein enger Vertrauter des Papstes, tun wirklich allen gut. Vor allem jenen, die sich weigern, zu werden wie die Kinder (18,3), wie es im Matthäusevangelium heißt.” Jeder weiß, dass die Kinder kaum zuhören, wenn der Papst zu Erwachsenen spricht, aber wenn er zu Kindern spricht, hören auch die Erwachsenen zu.
Während einer Generalaudienz sagte Papst Franziskus: Die Kinder können uns lehren, wieder zu lächeln und zu weinen. Aber wir selbst müssen uns fragen: Lächle ich spontan, mit Frische, mit Liebe, oder ist mein Lächeln künstlich? Weine ich noch oder habe ich die Fähigkeit zum Weinen verloren? Zwei sehr menschliche Fragen, die uns die Kinder lehren. Bei einer anderen Gelegenheit ergänzte der Heilige Vater: Die schwierigsten Fragen stammen nicht von Professoren beim Examen. Fragen von Kindern brächten jemanden eher in Verlegenheit.
Deswegen ist dieses Kinderbuch Lieber Papst Franziskus auch für Große interessant. So erfährt man, dass Jorge Mario Bergoglio als Kind gern Metzger werden wollte, so wie er dieses Geheimnis an Basia aus Polen verrät. Oder dass er lieber zuschaut als selber Fußball zu spielen, wie er Wing aus China erklärt. Oder dass er auf dem Weg zum Zahnarzt betet, wie er Josephine aus England verrät. Prajla aus Albanien wird zudem erfahren, dass der Papst den Rhythmus des Tango sehr gern mag.
Bemerkenswert ist, wie Papst Franziskus auf diese Kinderfragen eingeht, und zwar so, dass man auch als Erwachsener neugierig wird. Bei der Fußballfrage beispielsweise bringt Papst Franziskus die Schlussfolgerung mit ein: Um gut Fußball zu spielen, muss man zusammenspielen können. Man muss als Team auftreten, so müsste es auch in der Kirche sein.
In seinen Antworten nimmt Papst Franziskus die Kinder ernst, er tröstet sie, er baut sie auf. Er erklärt dabei auch, dass verstorbene Verwandte vom Himmel aus sich um uns kümmern. Oder dass man keinen bevorzugten Ort zum Beten braucht, da Gott überall ist. Ebenso gibt der Papst Antworten auf die Fragen, warum Jesus gerade diese zwölf Apostel ausgewählt hat? Oder ob Gott uns hören kann? Ob auch böse Menschen einen Schutzengel haben? Warum die Speisung der Fünftausend nicht auf die heutigen Hungernden anwendbar ist? Hilfreich auch die Antwort auf die Fragen, wie man Gott in der Familie finden kann, oder warum Menschen sündigen, obwohl sie doch Gottes Ebenbilder sind.
Dass der Papst, der sich über zu wenige Termine sicher nicht zu beklagen braucht, eigens sich auf Kinder und ihre Fragen einlässt, ist durchaus erstaunlich. Nicht selten antwortet er sehr persönlich. Papst Franziskus bleibt auch als Bischof von Rom ein überzeugender Seelsorger, nicht zuletzt auch Kindern gegenüber.
Kinder-Uni oder Philosophieren mit Kindern ist gewiss ein Trend unserer Zeit. Aber mit Kindern ins Gespräch kommen ist mehr als ein Modetrend. Dem Heiligen Vater gelingt es mit dem Buch Lieber Papst Franziskus, dass Kinder nicht nur zu Belehrten oder Erziehungsobjekten werden, sondern zu Lehrern von Erwachsenen. Vergessen wir nie, dass wir selber einmal Kinder waren und dass uns Sinnfragen unseres Lebens viel bedeuten. Wie dankbar waren wir, wenn jemand da war, der uns eine sinnvolle Antwort auf die Fragen des Glaubens zu geben bereit war. Gern gaben wir diese Antworten an die Erwachsenwelt zurück. Papst Franziskus sei, nicht allein für diese Erinnerung, Dank gesagt.
Pfarrer Wolfgang Guttmann
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