Liebe Schwestern und Brüder,

Bio – Vitalität – Life sind Zauberworte unserer Zeit. Alles hat was mit Leben zu tun. Leben wollen alle, und das immer mehr, immer intensiver. Aber was machen wir, wenn das Leben so nicht weitergeht? Nicht wenige wollen von den Schattenseiten des Lebens nichts wissen, verschließen sich.

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10), hören wir Jesus im Evangelium sagen. Diese Worte gehen weit über Bio – Vitalität – Life hinaus. Natürlich geht es auch bei Jesus um Gesundheit, Glück und Lebensfreude. Sonst hätte er keine Kranken geheilt oder Wasser in Wein verwandelt.

Aber Jesus kennt nicht allein die Sonnenseiten des Lebens. Er hat auch Angst, Schmerzen und Aussichtslosigkeit am eigenen Leibe kennengelernt. Dabei klammerte er sich nicht an sein eigenes Leben. Im Vertrauen auf seinen himmlischen Vater gibt er sein Leben hin für die anderen, für uns.

„Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17), hören wir die göttliche Stimme aus dem Himmel. Im Augenblick der Taufe Jesu im Jordan soll aller Welt bewusst werden, wer dieser Jesus von Nazareth ist.

Taufen, vornehmlich Kindertaufen, sind auch heute sehr gefragt. Manche Eltern sind überrascht, wenn ich sie Frage, weshalb sie ihr Kind taufen lassen wollen. So direkt darauf zu antworten, fällt nicht allen leicht. Aber sie bestätigen: Eltern bringen nur dann ihr Kind zur Taufe, wenn sie eine Ahnung davon haben, dass unser Leben einen geheimnisvollen Ursprung und ebenso eine geheimnisvolle Vollendung hat. Das gesamte Leben hat nur mit Gott zu tun. Also Bio – Vitalität – Life – und weit darüber hinaus.

Auf einer Glückwunschkarte anlässlich einer Taufe fand ich den bezeichnenden Spruch: „Geboren um zu sterben – Dank der Taufgnade Jesu glauben wir an ein Sterben um zu leben.“ Es entspricht dem Geheimnis unseres Glaubens: unsere biologische Kurve läuft von Geburt an auf den Tod zu, unsere geistliche Lebenskurve jedoch läuft durch das Heilshandeln Jesu Christi aus dem Tod auf das neue, das ewige Leben zu.

Unser Erzbischof Stefan wies in einer Predigt auf die Einmaligkeit der Taufe hin. Nur einmal im Leben wird das Sakrament der Taufe gespendet. Dieses Sakrament, so unser Bischof, besitzt so ein geistliches Gewicht, dass es beim Taufempfänger das ganze Leben verändert. Es gibt erfreulicherweise kein Zurück hinter das Grunddatum Taufe.

Gut, dass wir uns in unserem Christenleben an dieses große göttliche Geschenk immer neu erinnern dürfen. Wir tun es bei der Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht. Wir tun es ebenso beim Betreten und Verlassen des Gotteshauses. Mit Weihwasser lassen wir das Zeichen des Kreuzes an unserem Leib sichtbar werden, so wir während unserer Taufe mit dem Wasser der Gnade gesegnet wurden.

Bio – Vitalität – Life sind wohl Zauberworte, für uns Christen werden sie zu Hinweisworten. Wir dürfen uns fragen, was die Taufe für die Gestaltung meines persönlichen Lebens bedeutet? Vergessen wir nie, was Jesus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Pfarrer Wolfgang Guttmann