„The Crown“ – „Die Krone“ lautet ein mit viel Aufwand erstellter aktueller Film. Erzählt wird in sechs Folgen die Lebensgeschichte von Königin Elisabeth II. Ihr Königshaus zählt zu den ältesten der Welt. Die junge Elisabeth folgte 1952 ihrem verstorbenen Vater auf dem Thron. Als sie 1926 geboren wurde, war das Christkönigsfest, welches die Katholische Kirche heute am letzten Sonntag im Jahreskreis begeht, im Jahr zuvor gerade eben eingeführt.
Papst Pius XI. sah einen Beweggrund für dieses Christkönigsfest in der Tatsache, dass in den Jahrzehnten zuvor in Europa ein nationales Bewusstsein erwachte, Kaiser und Könige wieder neu als Herrscher über Nationalstaaten auftraten. So wuchs bei vielen Christen die Idee, Christus ebenso als König, als König des Himmels, als Herrscher über das All zu verehren. So entstand im Jahr 1925 das Christkönigsfest. Als es allerdings eingeführt wurde, hatten die Erei
gnisse die Einführung bereits überholt. Könige und Kaiser dankten reihenweise ab. Bis auf England sowie weitere wenige Länder war die Zeit der Monarchien inzwischen Geschichte geworden.
Erfahrungen mit Monarchien sind wechselvolle Geschichten. Einmal ist das Volk stolz, einen König oder Königin zu haben. Ein andermal möchte das Volk dieses Amt und diese Person abschaffen. Auch das Volk Israel tat sich vor über dreitausend Jahren lange schwer, einen König als Herrscher anzuerkennen. Und das aus gutem Grund. Wenn es jemanden gab, den die Israeliten bereit waren anzuerkennen, dann, so liest man es in den alttestamentlichen Büchern nach, dann war es Gott selber.
Auch von Jesus, dem Sohn Gottes, wird von einem König gesprochen. Nicht allein, dass die Weisen aus dem Morgenland, die wir gern auch als die Heiligen Drei Könige bezeichnen, dem neugeborenen König der Juden in einem Stall aufsuchen und ihm huldigen. Nicht allein, dass dieser Jesus von Nazareth später sagen wird: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Das wirklich Unbegreifliche ist, dass dieser König auf seinem Haupt als sein Hoheitszeichen eine Krone aus Dornen trägt. „The Crown“ – es ist die Krone Gottes.
Dieses unglaubliche Bild der göttlichen Krone ging auch an der Welt irdischer Könige nicht vorbei. Der französische König Ludwig IX. (1219-70) beispielsweise war nicht nur eine ritterliche Gestalt, sondern auch eine religiöse Persönlichkeit. Mit eigener Hand, so wird überliefert, pflegte er Kranke. Sein Volk wusste um die Bedürfnislosigkeit seines Herrschers, ebenso wie er fastete und betete. Er war überglücklich, als kostbare Reliquie die Dornenkrone Christi nach Paris geholt zu haben. Zu ihrer Verehrung ließ er die hochgotische Sainte-Chapelle errichten. Noch heute wird das sehenswerte Gotteshaus von unzähligen Besuchern aufgesucht und bewundert. Der Glaube an das Königtum Jesu prägte das Leben dieses frommen Königs.
Oder die hl. Elisabeth von Thüringen (1207-31). Am 19. November ist ihr Festtag. Sie entstammte der ungarischen Königsfamilie. Weil sie bereits als Kleinkind dem Herzog von Thüringen zugesprochen wurde, kommt sie als Vierjährige auf die thüringische Wartburg. Als Zwanzigjährige ist sie bereits Witwe. Drei Kindern schenkte sie zuvor das Leben. Die Sorge um das Wo
hlergehen der Menschen und ihres Volkes überhaupt prägte ihr Leben. Angesichts der erschreckenden Welle des Elends richtet sie neben ihrem stattlichen Schloss ein Hospital ein. Hier wurden Kranke, Hungernde und Obdachlose aufgenommen und betreut. Maßgeblich für ihre Haltung war die Vorstellung, dass auch Jesus, der Herr des Lebens, sich nicht nur als Herrschender, sondern vor allem als Dienender erwies.
Als Kind, so gibt man eine schöne Erzählung über die hl. Elisabeth weiter, suchte sie an einem Tag die Schlosskapelle zum Gottesdienst auf. Das Mädchen trug ein zierliches Krönchen auf dem Haupt. Beim Betrachten des Gekreuzigten verharrte sie, nahm dann still ihr Krönchen ab und legte es nieder zu Füßen des Gekreuzigten. Auf die Frage der Umstehenden, weshalb sie das tue, antwortet sie: Wie kann ich mein Krönchen tragen, wenn ich sehe, wie mein Schöpfer und Erlöser die Krone von Dornen tragen musste.
„The Crown“ – Gott brach sich keinen Zacken aus der Krone, als er in Jesus die Krone aus Dornen auf sich nahm. Im Gegenteil, sein Königtum ist weitaus überzeugender als alle Königtümer der Welt. Wie gehen wir damit um? Wie lassen wir den mit Dornen gekrönten göttlichen König in unser Leben hinein? Denn, so heißt es in jeder Tauffeier, wir sind Glieder des Volkes Gottes und gehören für immer Christus an, der gesalbt ist zum König in Ewigkeit.
Pfarrer Wolfgang Guttmann
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