Wir haben November, den dunkelsten Monat des Jahres.
Heute ist der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr, traditionell mit besinnlichen Texten zum Ende des Lebens und der Welt. Heute ist auch Volkstrauertag, an dem der Toten der Kriege gedacht wird.
Ein Tag, um sich zu freuen und beschwingt in die neue Woche zu gehen?
Eher doch, um nachdenklich zu sein, vielleicht wehmütig in Erinnerungen zu versinken, vielleicht unruhig die persönliche Zukunft zu betrachten und die Entwicklung der Weltgeschichte mit Sorge zu verfolgen. Wir sehnen uns nach Licht, nach Hoffnung, nach Zuversicht.
Auch in den Schrifttexten des heutigen Tages und besonders im Evangelium wird uns ein bedrückendes Szenario vor Augen geführt.
Lukas berichtet von erschreckenden Vorhersagen Jesu: von der bevorstehenden Zerstörung des Tempels, von späteren Kriegen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöten, Krankheiten und Gebrechen, von Naturkatastrophen und Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Völkern, die Not und Elend über die Welt bringen.
Und nicht nur das: Lukas überliefert die Prophezeiungen Jesu, dass seine Anhänger verfolgt werden würden, um seines Namens willen, selbst durch Familienangehörige, über Drohungen und Verurteilungen bis hin zur Tötung.
Haben wir das alles nicht schon erlebt im Lauf der Geschichte?
Erleben wir nicht in der Gegenwart in vielen Ländern der Erde und in manchen besonders betroffenen Gegenden auf schreckliche Art und Weise, wie Jesu Vorhersagen sich immer aufs Neue erfüllen? Müssen nicht viele von uns die Last der Krankheit ertragen oder hilflos zusehen, wie Angehörige und Freunde leiden?
Ich frage mich, was Jesus uns mit diesen Prophezeiungen sagen will, die uns allen leidvoll vertraut sind. Auch Jesus musste wissen, dass die Menschheit schon vor seiner Zeit Unglücke, Unrecht, Krankheiten, Aggressionen und kriegerische Auseinandersetzungen ertragen musste, und dass nicht damit zu rechnen war, dass es in Zukunft anders sein würde. Dass seine Botschaft des Friedens für seine Anhänger durch den Widerstand der „Welt“ sogar gefährlich werden würde, war ihm bewusst.
Jesus sagt, „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“
Es geht um die Zukunft in der Ewigkeit, nicht um ein ruhiges irdisches Dasein.
„Standhaft bleiben“ steht nicht umsonst als Bedingung da. Man könnte sicher auch sagen „Wenn ihr meinen Lehren folgt“ oder „Wenn ihr den Willen des Vaters tut“, wie es an anderen Stellen geschrieben steht.
Ein klarer Auftrag. Erfüllen wir ihn? Sind wir standhaft, sind wir beständig darin, nach den Geboten Jesu zu leben, besonders nach dem Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe? Trauen wir uns, uns als Christen zu bekennen?
Gewalt, Verfolgungen, Kriege, Krankheiten, Nöte und Katastrophen sind zu erwarten und zu durchleiden, am Ende aber steht die „Sonne der Gerechtigkeit“, das Leben in der Herrlichkeit Gottes, versprochen denen, die „den Namen Gottes fürchten“.
Noch haben wir November mit seiner Dunkelheit und seinen düsteren Gedanken. Aber es dauert nur noch wenige Tage, bis wir die Dunkelheit durchbrechen mit den Lichtern der Adventskerzen, die uns hinführen zum Erscheinen des Lichtes der Welt.
Mir fällt ein Lied ein, das vor Jahren der damalige Jugendchor unserer Gemeinde gesungen und an den Anfang einer CD gestellt hat:
Licht bricht durch in die Dunkelheit
Bahnt den Weg in die Ewigkeit
Leben strömt auch in unsre Zeit
Jesus Christus ist da!
Klingt das nicht ungemein tröstlich?
Sabine Heckmann