Liebe Gemeinde,
im heutigen Evangelium geht es ums Geld und den damit verbundenen Fragen. Aber es geht auch um einen, den Verwalter, der mit fremden Geld umzugehen hat. Und so klar die Worte am Schluss des Evangeliums sind
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“,
so viele Fragen wirft das Gleichnis von dem unehrlichen Verwalter auf.
Der Verwalter begeht zwei Verfehlungen. Erste Verfehlung: er verschleudert das Vermögen seines Arbeitgebers. Die Konsequenz: der Verwalter soll entlassen werden. Das leuchtet ein, auch heute wäre dies wohl nicht anders.
Zweite Verfehlung: der Verwalter erlässt – ohne dies mit dem Arbeitgeber abzustimmen – denjenigen, die seinem Arbeitgeber Geld oder Waren schulden, einen Teil ihrer Schuld.
Warum tut er dies? Er will sich mit den Menschen gut stellen, damit sie sich nach seiner Entlassung um ihn kümmern.
Und dann folgen die überraschenden Worte Jesu: „Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters“.
Wie passt das zusammen? Dieses Lob, das ist doch paradox und vollkommen unangebracht. Da handelt jemand in doppelter Weise unehrlich und Jesus findet lobende Worte für die Klugheit des Verwalters?
Was hat es mit diesem Lob auf sich? Wie könnte dieses Lob zu verstehen sein?
Das Lob bezieht sich gerade nicht auf die moralische Integrität des Verwalters, diesen bezeichnet Jesus auch ausdrücklich als unehrlich: „Und der Herr lobte die Klugheit des <b>unehrlichen</b> Verwalters“.
Was an dem Verhalten des Verwalters ist dann aber belobigungswürdig? Belobigungswürdig an der Art und Weise des Verhaltens ist nichts. Klug aber war der Verwalter tatsächlich insoweit, als er erkannt hat, dass er mit dem Rücken zur Wand steht und er handeln muss. Ihm drohte die unabwendbare Kündigung und der Verwalter hat sich überlegt, wie er für die Zeit danach durchs Leben kommen sollte. Nur dass der Verwalter überhaupt die Notwendigkeit erkannt hat, für seine Zukunft zu sorgen, kann als klug bezeichnet werden, denn das Evangelium ist wohl kaum ein Aufruf zu unehrlichem Verhalten.
Sich um seine Zukunft zu sorgen. Das ist etwas, das wir alle nachvollziehen können. In dem Gleichnis sorgt sich der Verwalter um seine unmittelbar vor ihm liegende Zukunft: ihm droht Arbeitslosigkeit und er fragt sich, ob ihn die Menschen in ihre Häuser aufnehmen würden. Sorgen um und für die unmittelbar bevorstehende Zukunft, auch wir kennen diese Zukunftssorgen: Sorgen um den Arbeitsplatz, die Gesundheit, die Kinder, die Familie. Sorgen, ob das Geld reicht… Und wir treffen viele Vorkehrungen für eine gute Zukunft, sorgen vor, schließen Versicherungen ab, sparen, …
Die handfesten Zukunftssorgen des Verwalters betreffen das Hier und Jetzt, die diesseitige Welt. Einige Verse weiter im Evangelium geht es über diese Zukunft weit hinaus. Auf einmal geht es um die Frage nach unserer „ewigen Zukunft“, um die Aufnahme „in die ewigen Wohnungen, wenn es mit uns zu Ende geht.“
Und damit berührt das Evangelium vielleicht auch eine Frage, ein Thema, das uns gar nicht so sehr liegt, das wir lieber ausblenden und verdrängen.
Wie sorgen wir uns um unsere ewige Zukunft? Wie sieht es mit mir aus, wenn ich eines Tages – so wie es über den Verwalter berichtet wird – Rechenschaft ablegen muss, wenn es mit mir zu Ende geht?
Auf der Suche nach Antworten lassen die Worte Jesu an Deutlichkeit nichts fehlen. So haben wir gehört:
„Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. … Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben?“
Ich verstehe diese Worte Jesu als eine Mahnung: Sieh du zu, Mensch, dass du hier auf Erden zuverlässig lebst, denn es hat auch Einfluss auf deine ewige Zukunft.
Wenn ich schon im Kleinen nicht zuverlässig lebe, wer wird mir das wahre Gut, das wahre Eigentum, die ewigen Wohnungen gewähren?
Und Jesu Worte werden noch deutlicher: Wenn ich mich um meine ewige Zukunft sorgen möchte, dann muss ich mich entscheiden:
„Ihr könnt nicht beiden dienen; Gott und dem Mammon.“
Das sind starke mahnende Worte. Kann ich dem überhaupt gerecht werden? Kann ich mich so klar entscheiden: für Gott und gegen den Mammon?
Denn eines ist doch auch klar: ein Leben ohne Geld, das ist undenkbar und lebensfremd. Wir alle brauchen Geld zum Leben.
Aber vielleicht geht es auch – um im Bild des Gleichnisses mit dem Verwalter zu bleiben – vielmehr darum, wie wir unsere irdischen Güter verwalten und einsetzen.
Strebe ich nach immer mehr Geld, Luxus und Gewinn? Reichtum und Geld verführen zu Habgier, Profit- und Gewinnsucht. Oft dreht sich vieles im Leben um die Frage, wie wir immer „noch mehr“ bekommen können. Auch die heutige Lesung hat es auf den Punkt gebracht:
„Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld.“
Jesus nennt hierzu eine Alternative, die nicht die vollkommene Abkehr von Geld und Reichtum bedeutet. Es heißt:
„Macht euch Freunde mit der Hilfe des ungerechten Mammons.“
Sich mit Geld und Reichtum Freunde verschaffen – das kann schnell nach hinten losgehen, wenn ich versuche, mir meine Freunde zu erkaufen.
Sich Freunde mit der Hilfe des Mammons, des Geldes, des Reichtums zu machen – Mutter Teresa hat dies in einem Gebet, das wir heute vor zwei Wochen miteinander gesprochen haben, auf den Punkt gebracht:
„Segne den Gebrauch des Geldes in der Welt, damit die Hungernden gespeist, die Nackten gekleidet, die Armen beherbergt und die Kranken gepflegt werden können.“
Es ließen sich viele Beispiele finden, was sich Gutes – auch mit Geld – tun ließe.
Wenn wir auf diese Weise hier auf Erden leben, nicht nur selbstbezogen und egoistisch, mag uns das dem Himmel und den ewigen Wohnungen und unserer ewigen Zukunft vielleicht ein wenig näher bringen.
Umgekehrt ist eines, denke ich, aber auch klar: Wir können uns den Himmel auf diese Weise nicht einfach verdienen. Aber wir werden doch immer wieder angefragt, unser Leben nach dem Himmel neu auszurichten und das zum Guten einzusetzen, was der Herr uns an irdischen Gaben zur Verwaltung überlassen hat. Auf diese Weise können wir Gott dienen – und nicht dem Mammon.
Björn Mönkehaus