Christlicher Glaube geht durch den Magen

Liebe Schwestern und Brüder,

hat Essen und Trinken etwas mit christlichem Glauben zu tun? Wer bringt diese verschiedenen Lebenswelten zusammen? Die Antwort ist eindeutig: Jesus Christus! Der Sohn Gottes versteht viel von Essen und Trinken, er verbindet die Aufnahme von Lebensmitteln in engster Weise mit dem Glauben an den einen Gott der Schöpfung.

Natürlich dient Nahrungsaufnahme allemal zur Sättigung. Aber nicht nur das: Essen und Trinken stiftet auch Gemeinschaft. In den Evangelien werden verschiedene Stellen benannt, wo Jesus sich mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebensgeschichten zusammensetzt, um mit ihnen Mahl zu halten. In diesem Geist kommen noch heute unzählige Christen rund um unseren Globus zusammen.

Die Armen dürfen dabei nicht übersehen werden. Es gibt Unzählige auf der Welt, die Hunger und Durst leiden. Nur ein ganz kleiner Teil von ihnen steht vor den Türen unserer wohlhabenden europäischen Länder und bittet um Hilfe und Unterstützung.

Mit der Ernährung der Weltbevölkerung beschäftigt sich die diesjährige Expo. Fast 150 Staaten sind auf der in Mailand stattfindenden Schau vertreten. Doch sie ist umstritten. Bei der Eröffnungszeremonie sorgte zum Entsetzen der Veranstalter kein anderer als Papst Franziskus beinahe für einen Eklat. Per Liveschaltung aus dem Vatikan redete der Heilige Vater Klartext. Diese Schau sei doch selbst Teil einer „Kultur des Überflusses, des Wegwerfens“. Zur Solidarität mit den Armen und zu einer gerechten Entwicklung trage sie nicht bei. Jeder Besucher, der durch die „wunderbaren Pavillons“ schlendere, dürfe die „Gesichter der Hungernden“ nicht vergessen.

Papst Franziskus findet deswegen so klare Worte, weil er weiß, dass für den Sohn Gottes Essen und Trinken sowie die Sorge um den Nächsten im engsten Zusammenhang stehen. Diese Einstellung hätte die Menschheit, so Papst Franziskus, von Jesus zu lernen. Glaube geht auf diese Weise tatsächlich durch den Magen.

Christlicher Glaube über den Tellerrand hinaus darf sich wiederfinden auch in unserem Tischgebet:
Gütiger Gott,
Dein Sohn Jesus Christus sagt uns:
„Selig die hungern und dürsten
nach der Gerechtigkeit,
denn sie werden satt werden“ (Mt 5,6).
Wir danken für die Gaben Deiner Schöpfung,
die fleißige Hände zubereitet haben.
Lass uns aber nie so satt werden,
dass wir die Gesichter der vielen Hungernden übersehen.
Zusammen mit allen Christen in der Welt hilf uns,
Ausschau zu halten
nach Deiner Gerechtigkeit
und nach Deinem Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren HERRN. Amen

Pfarrer Wolfgang Guttmann