Liebe Schwestern und Brüder,
regelmäßig fasziniert mich die Geschichte der Berufung des Petrus durch Jesus. Montag, 29. Juni, ist der Festtag des Apostels Petrus. Jesus weiß, worauf es ankommt. Dreimal wird Jesus den Petrus fragen: „Liebst du mich?“ Jesus weiß, Gott liebt uns mit seiner grenzenlosen unvergänglichen Liebe. Jesus kam ja deswegen, um uns das hier auf Erden mitzuteilen. Wir werden geliebt, nicht weil wir etwas geleistet haben. Gott liebt uns grundsätzlich, was auch immer wir tun. Wenn das wahr ist, dann sind wir da berufen, in den wenigen Jahren, die wir auf dieser Welt sind, durch unser Lebens zu zeigen: „Ja, du Gott meines Lebens, dich liebe ich auch.“
Wie Gott für uns sorgt, kommt es darauf an, dass wir, ebenso wie Petrus und alle seine Nachfolger, für Gott in der Welt sorgen. Wenn Gott als kleines, hilfloses Kind in diese Welt kommt, dann kann Gott nicht gehen oder sprechen. Er selber braucht jemanden, der sich seiner annimmt. Es ist die Geschichte Jesu, der Menschenwesen braucht, um heranzuwachsen. Es ist so, als Gott sagen würde: „Ich will schwach sein, damit du mich lieben kannst. Gibt es einen besseren Weg, dir meine Liebe erwidern zu helfen, als schwach zu werden, damit du für mich sorgen kannst?“
Gott wird ein ohnmächtiger Gott, der unter dem Kreuz fällt, der für uns stirbt und nach Liebe verlangt. Gott tut dies, damit wir in eine enge Beziehung treten können. Gott ist ein Gott, der verwundbar wird, abhängig von der Geburt bis hin zum Tod, von der Krippe bis zum Kreuz. Ein Gott, der fragt: Bist du für mich da?
Gott erwartet unsere Antwort. Gott ist auf geheimnisvolle Weise von uns abhängig. Gott sagt: „Ich will verwundbar sein. Ich sehne mich danach, dass du meine Liebe bestätigst.“ Gott wartet auf unsere Liebe und möchte, dass wir Ja sagen. Deshalb fragt auch Jesus dreimal den Petrus: „Liebst du mich?“ Gott wartet auf unsere Antwort. Das Leben bietet uns unzählige Gelegenheiten, ihm zu antworten.
Pfarrer Wolfgang Guttmann