Liebe Schwestern und Brüder,
Trauer um die Opfer des schlimmen Flugzeugabsturzes in Südfrankreich, Trauer ebenso um die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge aus Nordafrika. Die Bitternis des Sterbens erleben wir tagtäglich. Wer kann sich schon die Weise seines Sterbens aussuchen?
Hinsichtlich des Sterbens ist für Christen der Karfreitag der Tag des Todes schlechthin. Die Bitternis des Todes Jesu prägt das geistliche Leben eines Christen durch und durch. Gerade weil Christen eine Ahnung davon haben, wie unterschiedlich jemand zu Tode kommen kann, deswegen interessieren sie sich für die Art und Weise des Sterbens. „In Würde sterben“ so lautet daher das diesjährige Motto der bundesweit veranstalteten ökumenischen „Woche für das Leben“ (18. – 25. April).
Gewiss möchte jeder eine gute Sterbestunde haben. Aber viele haben Sorge, am Lebensende nicht mehr über sich selbst bestimmen zu können. Die Angst, ein gebrechliches Leben unter Schmerzen und in völliger Abhängigkeit von Pflege und Medizin führen zu müssen, ist groß. Kann man sich die Weise seines Sterbens aussuchen? Die Erfahrungen des Karfreitags stellen sich für jeden Menschen jeweils anders dar.
„Eines Tages kam einer“ – in diesem gern gesungenen neuzeitlichen geistlichen Lied heißt es in einer der nachfolgenden Strophen: „Eines Tages kam einer, der hatte eine Treue in seinem Leiden, einen Sinn in seinem Sterben“. Auch Jesu Sterbestunde war äußerst schwer und überaus schmerzvoll. Auch Jesus hätte sich eine andere Weise seines Sterbens vorstellen können: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39).
Wer würde nicht anderen oder für sich selber ein Sterben in Würde wünschen wollen? Eine Garantie dafür besitzt niemand. Es bleibt ein Werk der Barmherzigkeit, anderen beim Sterben beizustehen und sie zu begleiten.
Für uns Christen darf es tröstlich sein: In der Mitte christlichen Glaubens steht eine persönliche Begegnung. Eine Begegnung mit dem Gott, der sein eigenes Sterben und seinen eigenen Tod nicht umgeht, sondern tapfer auf sich nimmt. Er tut es nicht für sich allein, sondern für uns. Wahrscheinlich braucht es ein ganzes Leben, das eigene Leiden mit dem Leiden Jesu vereinen zu können: „Wer mir nachfolgen will, … nehme sein Kreuz auf sich, so folge er mir nach“ (Mt 16,24).
Pfarrer Wolfgang Guttmann