Rundgang durch die Herz Jesu-Kirche

Treten Sie ein in unsere Herz Jesu – Kirche.
Machen Sie einen Rundgang durch eine Kirche, die Sie zwar nicht kennen.
Aber lassen Sie sich führen durch Worte und Bilder.

So können Sie einen Eindruck bekommen von einer Kirche,

  1. die im „klassischen“ Stil erbaut wurde und fast 50 Jahre alt ist
  2. die mit den bescheidensten Mitteln der damaligen Nachkriegszeit – und mit der Unterstützung des Bonifatiuswerkes errichtet wurde,
  3. die nach der Konzilsreform vor fast 30 Jahren im Altarraum qualitätsvoll umgestaltet wurde und
  4. die nun, besonders im Seitenschiff und Eingangsbereich so renoviert wurde, dass das ganze Gebäude klar, kraftvoll und festlich zum Ausdruck bringt: In dieser Gemeinde wird das Erbe des Glaubens nicht verwaltet als ein altertümlicher Besitz, sondern von den Menschen gelebt als Grundlage und Orientierung für den Alltag, als Trost in belasten Zeiten und als „Evangelium“ d.h. als Botschaft, die das ganze Leben auf die Füße der Hoffnung, der Freude und des Vertrauens stellt.

Die Orte für die beiden Grundsakramente Taufe und Eucharistiefeier bilden die Orientierungspunkte für das gesamte Verständnis der Gestaltung dieser Kirche.

Wie bei den beiden Polen einer Ellipse sind Taufbecken und Altar aufeinander bezogen.

Das Taufbecken steht in der Eingangshalle, der Altar im „geistlichen“ Mittelpunkt des gesamten Kirchraumes. Alle anderen Orte und Bildwerke der Kirche sind von daher zu verstehen.

Ein relativ kleines Eingangsportal empfängt den Besucher und führt ihn von Außen ins Innere, führt ihn zur Begegnung mit Gott, will bewusst ein Durchgang sein aus dem Alltag hinein in die Stille und in Raum, in dem die versammelte Gemeinde den Glauben an den lebendigen Gott feiert.

Die ersten Schritte führen in die große Eingangshalle. Hier haben das Taufbecken und die Osterkerze (und bald auch die Gefäße für die Hl. Öle) ihren Platz. Durch die Taufe sind wir „im Wasser und im Hl. Geist neu geboren“. Da das Taufbecken zugleich als Weihwasserbecken dient, erinnern sich die Gläubigen bei jedem Eintritt in die Kirche daran, dass sie als Getaufte zu Christus und zur Gemeinschaft der Christen gehören.

Nachdem die Eingangshalle und damit auch die Taufkapelle durchschritten worden ist, öffnet sich die große und hohe Kirchenhalle, der Raum für die Versammlung der Gemeinde in der Eucharistie.

Was ist Kirche? Sie ist die Versammlung der lebendigen Menschen um den auferstandenen Christus, um den „Herrn“ ( das Wort „Kirche“ kommt aus dem Griechischen „kyriake“ und bedeutet: zum „kyrios“, zum „Herrn“ gehören). Die Kirche ist aber auch das aus Steinen errichtete Haus, damit die Gemein

de sich versammeln kann: „Hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“ (Gen 28,17).

Die großen und hell gestalteten Fenster geben der Kirche viel Tageslicht; ein neuer Anstrich kleidet sie in eine helle und festliche Farbe.

Altar, Ambo, Tabernakel und das große Christusbild in der Apsis ziehen die Blicke, die Gedanken und Empfindungen der Gläubigen auf sich.

Hier findet die Gemeinde ihre Mitte: bei Christus und vor Ihm.

Hier feiert sie um den Altar versammelt die Eucharistie.

Hier hört sie das Wort Gottes. Hier verehrt sie Christus in seiner Gegenwart im Tabernakel. Hier lässt sie sich von Christus anschauen, so wie er auf seinem Lebensweg den Menschen mit seinen offenen, lebendigen, liebenden und aufmerksamen Augen begegnet ist.

Der Wegcharakter der Kirche, die Ausrichtung aller Anwesenden nach vorne zum Altar hin, die auf drei Stufen erhöhten Prinzipalien Altar, Ambo und Tabernakel machen zwar den Eindruck: die Eucharistiefeier findet da oben statt, und die Gläubigen unten sind Zuschauer wie bei einer Veranstaltung. Dieser Eindruck ist in allen klassisch geprägten Kirchen nie ganz auszuräumen; so auch in dieser Kirche nicht. Dennoch: von der Sache her sind alle um Ambo und Altar, d.h. um Christus selbst versammelt. Er lädt ein; er ist in Wort und Sakrament gegenwärtig. Und dann ist es zweitrangig, ob jemand räumlich etwas näher dran ist oder nicht, ob jemand eine Stufe höher steht oder nicht.

Die Versammlung um den lebendigen und auferstandenen Christus wird von der Gemeinde besonders in den Werktagsgottesdiensten in der Seitenkapelle erfahren. Dort sind die Stühle in Kreisform um Altar und Lesepult aufgestellt: augenfälliges Zeichen für die Gemeinschaft, die „communio“ mit Christus und untereinander.

Kehren wir nach diesem Weg von der Taufe zur Eucharistiefeier noch einmal zum Eingang und zum Taufbecken zurück.

Der Blick wendet sich nach links und rechts und erkennt vier zeitgenössische Fenster mit der Themenreihe: „Feuer, Wasser, Luft und Erde“. Das Westwerk vieler Kirchen (unsere Kirche ist tatsächlich in West-Ost-Richtung erbaut) bringt den Bezug zur Schöpfung zum Ausdruck – und mit der Himmelsrichtung der untergehenden Sonne auch deren Vergänglichkeit.

„Die Gnade setzt die Natur voraus – und vollendet sie.“: Menschen sind in Natur und Schöpfung verwurzelt. Von dieser Natur, von der ganzen Schöpfung wissen wir, dass sie erlöst ist, dass sie zwar „bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt“ – aber dass sie „von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden soll zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8).

 

Auf der Nordseite hinten wurde ein Beicht- und Gesprächsraum neu eingerichtet. Gott lädt die Menschen ein, sich mit ihm zu versöhnen. Auf dem persönlichen Glaubens- und Lebensweg wird den Menschen das Sakrament der Versöhnung angeboten. Sie können neu anfangen und sich dabei der Barmherzigkeit Gottes gewiss sein.

Im hinteren Teil des Seitenschiffes auf der Südseite der Kirche hat die Marienstatue einen neuen, hellen und ‚prominenten’ Platz bekommen. Diese Statue, von einer Familie aus der Gemeinde gestiftet, zeigt Maria als die „Unbefleckt Empfangene“. Maria zertritt den Kopf der Schlange. Als die „neue Eva“, als die Mutter Jesu ist Maria von Gott aus der „Verkettung in das Böse“, aus der „Erbsünde“ befreit. Sie hat Ja gesagt hat zu Gottes Verheißung und Jesus, den Heiland zur Welt gebracht. Und deshalb hat Maria für den Glaubensweg vieler Menschen auch in dieser Gemeinde eine ganz besondere Bedeutung.

Das Leiden und Sterben Jesu hat für den christlichen Glauben die alles überragende Bedeutung. „Wir verkündigen Euch Christus als den Gekreuzigten“ schriebt Paulus im Ersten Korintherbrief.

In dieser Herz Jesu – Kirche findet die Darstellung der Passion Jesu einen besonders starken Ausdruck. Da ist zum einen der Kreuzweg zu nennen, ein Werk des im Norden sehr bekannten Bildhauers Otto Flath. Dazu kommt ein Klappaltarbild aus den 70-iger Jahren; es zeigt aus dem Weihnachtsfestkreis die Hl. Familie und die Taufe im Jordan und drei Szenen der Passion: die Schlafenden im Garten Gethsemani, die zur Verleugnung durch Petrus führenden Anfragen aus dem Volk und die Verhöhnung des entblößten Jesus durch die Soldaten und Umstehenden.

Durch das Leiden und Sterben hindurch wird das Leben und die Botschaft Jesu von Gott ganz neu bestätigt: ER weckt ihn auf vom Tod. Am dritten Tag ersteht Jesus aus dem Grab und erscheint den Frauen und Männern aus seinem Jünger- und Apostelkreis.

Der Rundgang durch die Kirche schließt sich mit dem erneuten Blick auf das große Apsisbild: Die offenen und „lebendigen“ Augen des auferstandenen Christus sind auf den Betrachter gerichtet, auf die Gemeinde, die sich versammelt zu den Feiern des Glaubens, auf den Menschen, der sich durch ihn gesendet weiß und hinaus geht, um die Frohe Botschaft in seinem Leben zu bezeugen.

 

Pastor Franz Mecklenfeld
Juni 2003

Informationen über die Pfarrei Heiliger Martin

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