Der Grundgedanke des Herz-Jesu-Namens bezieht sich auf die Stelle in der Passion Jesu Christi, in der die Soldaten seine Seite und damit sein Herz mit der Lanze durchstoßen, so dass “Blut und Wasser herausfließen”.
Dieses Ereignis wird seit den Anfängen der Glaubensgeschichte als herausragendes Zeichen für die grenzenlose Liebe Gottes in Jesus Christus zu den Menschen verstanden. Seit dem Mittelalter, vor allem aber seit dem 16. Jahrhundert hat sich daraus eine besondere Form von Spiritualität entwickelt, die sich sowohl in gleichnamigen Ordensgemeinschaften als auch in Kirchenbenennungen manifestiert hat.
In einer Veröffentlichung des Ordens der “Herz-Jesu-Priester” wird diese Glaubensüberzeugung ausdrücklich als Herz-Jesu-Spiritualität beschrieben und in folgenden 7 Schritten entfaltet:
In Anlehnung an diese Gedanken kann der Name unserer Kirche folgende Anregungen für den Glauben der einzelnen Menschen und der Gemeinde geben.
Herz-Jesu-Spiritualität
Spiritualität bedeutet, dass ein Mensch mit Gott in Berührung kommt. Herz-Jesu-Spiritualität bedeutet, diese Begegnung über Jesus zu finden und die Suche nach Gott am Herzen Jesu festzumachen. Das Herz ist das Symbol dafür, wie Jesus gelebt hat. Glaubende und suchende Menschen kommen mit Gott in Berührung.
Sich hineinversetzen in Jesus
Die Sehnsucht ist es, die Beziehung zu Gott so zu leben können wie Jesus es getan hat. Die Verbundenheit, die Jesus mit Gott spürte, die Offenheit für den Willen Gottes, die Art, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist – in all dem ist er Vorbild. Glaubende und suchende Menschen versuchen, Jesu Lebenshaltung zur eigenen zu machen, um Gott näher zu kommen und um in der Welt in seinem Geist zu handeln.
Fühlen wie Jesus
Jesus war ein Mensch mit starken Gefühlen. Seine Beziehung zu Gott war voll von Liebe – manchmal auch von Zweifeln und hartem Ringen geprägt. Mit den Menschen, die ihm begegnet sind, hat Jesus mitgefühlt; mit ganzem Herzen hat er sich ihnen zugewandt (und sie damit herausgefordert). Glaubende und suchende Menschen versuchen, sich in Jesus hineinzufühlen, damit sie fühlen können wie er.
Denken wie Jesus
Jesus hat gegen den “mainstream” seiner Zeit gedacht, immer von Gott her die Dinge gesehen. Die Menschenwürde war sein Maßstab. Er hat die Spielregeln seiner Gesellschaft analysiert, sich rechtlichen und religiösen Debatten gestellt. Er hat ein besseres Lebensmodell vorgestellt. Glaubende und suchende Menschen versuchen, sich in Jesus hineinzudenken, damit sie Phantasie bekommen, wie die Welt menschlicher gestalten werden kann.
Handeln wie Jesus
Jesus hat seine Botschaft greifbar gemacht. Er ist in das Haus eines Zöllners gegangen. Er hat die Händler aus dem Tempel geworfen. Er hat den Jüngern die Füße gewaschen. Jesus hat nicht nur mitgefühlt und gepredigt, sondern etwas getan, berührt, getröstet, geheilt. Glaubende und suchende Menschen versuchen, sein Handeln zu vergegenwärtigen. Und im eigenen Umfeld so zu handeln, wie Jesus es getan hätte.
Beten wie Jesus
Jesus hat gespürt, dass er nur wirken kann, wenn er die Verbindung zu Gott hält und sich Zeiten der Stille und des Kraftholens gibt. Er hat sich nicht bis zum Zusammenbruch aufgearbeitet, sondern sich immer wieder zurückgezogen um zu beten. Wie wir beten können, hat Jesus am anschaulichsten mit dem “Vater unser” gezeigt.
Ganz Mensch werden
In Jesus ist Gott Mensch geworden. Jesus war Gott und zugleich durch und durch Mensch. Menschlich im umfassendsten Sinn. Einer, der sich selbst ganz angenommen hat. Ganzheitlich – auf Jesus passt dieser Begriff. “Mach es wie Gott, werde Mensch” lautet ein christlicher Slogan. Die Menschwerdung ist der zentrale Punkt: Finde ganz in deine eigene Haut. Werde du selbst. Dann findet auch Gott in dir Raum.
Herz und Leid
Jesus hat die Menschen von ganzem Herzen geliebt. Aber damit war sein Herz auch verwundbar. Jesus hat diese Verletzbarkeit eines liebenden Herzens voll erfahren. Seine Liebe wurde von vielen abgelehnt, seine Botschaft vom Reich Gottes kostete ihn das Leben. Aber gerade dadurch hat er uns letztlich erlöst. Jesus hat gezeigt: Bei Gott sind all die Verletzungen des Herzens, die jeder auf seine Art im Leben erfährt, aufgehoben. Und: Nur wenn Leid angenommen wird (das eigene und das anderer) kann es sich zum Guten wenden.