„Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! … Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“
Diese Worte Jesu aus dem heutigen Markus-Evangelium, Mk 10, 17-27, erschrecken nicht nur seine Jünger sondern auch uns.
Müssen wir das genau wörtlich nehmen? Und was genau steht denn wörtlich in diesen Versen des Evangeliums?
Nach einer großen theologischen Vorarbeit einer Gruppe von Kardinälen um den damaligen Kardinal Joseph Ratzinger formulierte Papst Johannes Paul II es 1993 so: „Man muß darum das biblische Denken ohne Unterlaß in die zeitgenössische Sprache übersetzen, damit es in einer den Hörern angepaßten Sprache ausgedrückt ist.
Diese Übersetzung muß indessen dem Original treu bleiben und darf die Texte nicht pressen, um sie einem Verständnis oder einer Auffassung anzupassen, die in einer gegebenen Stunde gerade beliebt sind.“
Und ehrlich gesagt gibt es an diesem Original im Markus-Evangelium nicht viel zu deuteln. Jesus sagt klar und deutlich was er meint. Wörtlich.
Also lesen wir aber auch noch einmal ganz genau wörtlich nach:
Zu Jesus kommt ein gläubiger Mann, der alle Gebote bereits hält, nun aber wirklich sichergehen möchte, dass er das ewige Leben gewinnt und Jesus fragt, was er dafür noch tun muss.
„Da sah ihn Jesus an und weil er ihn liebte, sagte er:“
„Eines fehlt dir noch:“ – Heißt auf der anderen Seite: Vieles hast du schon erreicht und gut gemacht – wie etwa das Halten der Gebote.
„Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben,“ – Wie erhalte ich einen bleibenden Schatz? Einen Schatz von echtem Wert? – Trenne dich von deinem irdischen Schatz, wenn du einen bleibenden willst. Verschiebe deine Prioritäten.
„dann komm und folge mir nach!“ – Wie soll ich also mein Leben gestalten? Es nach Jesus ausrichten, ihm nachfolgen. Stelle nicht deine irdischen Güter, dein irdisches Können in den Mittelpunkt – stelle das, was Jesus lehrt in den Mittelpunkt.
Es steht da übrigens überhaupt nichts im Sinne eines „Deals“, so nach dem Motto: wenn ich alles den Armen gebe, habe ich damit das ewige Heil und das ewige Leben sicher. Das wäre ja geradezu einfach – und schlimm! Denn dann könnten sich ja alle reichen Menschen auf diese Weise einfach das Reich Gottes und das ewige Leben erkaufen. Stellen wir uns das einmal vor! Nein – lieber nicht. So also nicht.
Aber Jesus hat erkannt, dass es der ganze Reichtum und Besitz ist, der dem Mann im Weg steht, im Weg der Nachfolge zu ihm und im Weg, um das ewige Leben zu gewinnen.
Wenn wir Menschen viel Geld und Besitz haben, so sind wir eben oft genau darauf fixiert. Besitz und Reichtum erschweren uns den einfachen Weg zu Gott – sie stehen im Weg, binden unsere Aufmerksamkeit, unsere Kraft.
Und Jesus sagt das nicht, um den Menschen, uns zu ärgern, sondern gerade deshalb, weil er ihn gerne hat, weil er ihn liebt. Auch das wörtlich. Und das ist tröstlich auch für uns.
Er möchte, dass dieser Suchende den entscheidenden Augenblick seines Lebens nicht verpasst. Deshalb sagt er ihm sozusagen die volle Wahrheit! Und verschärft diese geradezu noch:
Ja dieser Nachsatz erschreckt uns:
„Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! … Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ –
Schwierig. Gerettet werden möchten wir alle. Und einfach macht es Jesus uns nicht. Er sagt es ganz klar und deutlich und meint es so.
Der Anspruch, den er damit an uns und unsere Nachfolge stellt, ist deutlich. Wir können den Text „nicht pressen“.
Aber jede und jede von uns muss – darf sich selbst entscheiden, wie sie und er sich in diese Nachfolge begibt und Jesus´ Anspruch umsetzt.
Im Evangelium ist nicht überliefert, wie es der bemühte Mann weiter in seinem Leben gestaltet hat. So wie ich ihn einschätze, haben ihm die Worte Jesu schwer zu denken gegeben. Bestimmt hat er sie sich zu Herzen genommen und auch wenn er nicht seinen ganzen Besitz den Armen geschenkt hat, so hat er diese wahrscheinlich mehr in seinen Blick genommen. Er hat vielleicht verstanden und nach Möglichkeiten gesucht, sein Leben stärker, konsequenter und ärmer in die Nachfolge Jesu zu stellen.
Ist dann in jedem Einzelfall eine Rettung möglich? Das entscheidet Gott allein – „für Gott ist alles möglich“ – wörtlich!
Und auf noch etwas können wir vertrauen – wörtlich: „Niemand ist gut außer Gott, dem Einen“ – Dieser Eine aber ist es – für uns.
(Maria Schmidt)
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.