Liebe Schwestern und Brüder,
anlässlich bevorstehender Veränderungen wurde ich gefragt, was mich am meisten in meinem seelsorglichen Wirken innerlich bewegte. Je mehr ich an Jahren zunahm, desto mehr rückte ein Phänomen in die Mitte meines Denkens und Empfindens, was die Bibel mit dem großen Wort Liebe umschreibt. Die Liebe ist und bleibt unverzichtbarer Mittelpunkt der Botschaft Jesu. Im Evangelium finden wir die Worte Jesu: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12).
Gern gebe ich Gedanken wieder, die sich orientieren an den Worten des Apostels Paulus. Gerichtet an die Mitglieder der Gemeinde in Korinth (13,1-8a), entwickelt der Völkerapostel tiefschürfende Gedanken über das Geheimnis der Liebe, die zu den schönsten der Weltliteratur gehören. Übertragen wir diese Gedanken einmal auf die Wirklichkeiten im Gemeindeleben, dann hört sich das wie folgt an:
Wenn wir die tollsten Ideen hätten,
ansprechende Gemeindearbeit leisteten,
wo jeder sich kreativ einbringen könnte,
wo etwas geschieht und voran gebracht wird,
wo Probleme erkannt und Bedürfnisse geäußert werden könnten,
wo man sich auch aufregen kann
über die Ungerechtigkeiten um einen herum,
wenn wir vitale und engagierte Gemeindearbeit hätten,
hätten aber die Liebe nicht – so wäre das nichts!
Und wenn wir Führungskräfte wären,
die sich bestens auskennen würden
in Psychologie und Gruppenpädagogik,
die genau wüssten, wie Menschen auf bestimmte Phänomene reagieren,
die so gezielt fragen können, dass einem dabei Neues aufgeht,
Fragenstellungen, die aufrütteln und zum Nachdenken bringen könnten,
die so den Gemeindemitgliedern
ihre Lebenssituation bewusst machten,
wenn wir also perfekte Animateure und Gestalter wären,
hätten aber die Liebe nicht – so wäre das nichts!
Und wenn wir noch so schöne Gottesdienste gestalteten
mit viel Organisation und Umsetzungsfähigkeit,
wenn wir Gemeindemitglieder an der Vorbereitung beteiligten,
Personen, die auch katechetisch sich einbringen könnten,
wenn unsere Treffen mit einem vertiefenden Geist
der Spiritualität durchdrungen wären,
wenn also beste religiöse Vorgaben vorhanden wären,
hätten aber die Liebe nicht – so wäre das nichts!
Die Liebe ist langsam im Urteilen und verurteilt nicht,
bejaht den anderen nicht nur um seiner Leistung willen,
sondern gönnt dem anderen das Beste.
Sie kann andere Meinungen auch mal für sich stehen lassen,
ist dabei unendlich geduldig,
nörgelt nicht, wo es dem anderen nichts hilft,
sagt dort ein offenes Wort, wo es sein muss,
Die Liebe taktiert nicht um des eigenen Vorteils willen
und lässt sich nicht beirren, in allem aufrichtig zu sein.
Die Liebe glaubt alles, die Liebe hofft alles.
Die Liebe hört niemals auf!
Dank Ihnen allen für eine erfüllte Zeit.
Lassen Sie sich bereichern mit der Liebe Jesu.
Gott segne Sie.
Im Gebet verbunden.
(Pfarrer Wolfgang Guttmann)
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