Liebe Schwestern und Brüder,
Sie haben gewiss schon Augenblicke erlebt, wo Sie zumindest für einen Moment das Gefühl hatten, der Himmel öffnet sich. Ein beseligendes Gefühl erfüllt einen. Es sind Augenblicke, die man am liebsten festhalten und gar nicht mehr loslassen möchte.
Ein ähnliches Gefühl werden einige Jünger erfahren haben, als sie zusammen mit Jesus auf einen Berg stiegen. Das Evangelium (Mt 17,1-9) erzählt davon, wie Jesus vor ihnen verwandelt wird: “Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht”. Für einen Augenblick erscheint ihnen Jesus wie vorweggenommen als der Auferstandene. Der himmlische Vater wird sich dabei zu Jesus als seinem geliebten Sohn bekennen (Mt17,5).
Aus der Ewigkeit treten hinzu zwei längst verstorbene prophetische Gestalten: Mose und Elia. Mose führte das Volk aus Ägypten heraus und überbrachte die Gebote Gottes. Elia machte sich beim Volk unbeliebt, indem er den Götzendienst und die Bindung an falsche Mächte anprangerte. Jeder wies auf seine Weise hin auf Jesus, der am Glauben der Menschen seiner Zeit ebenfalls einiges auszusetzen hatte und der Menschheit das neue Gebot der Liebe brachte.
Dieser eine Augenblick auf dem Berg muss eine anheimelnde Atmosphäre ausgestrahlt haben. Petrus ist offenbar überwältigt und spricht aus: “Herr, es ist gut, dass wir hier sind! Hier lasst uns bleiben und Hütten bauen” (vgl. Mt 17,4)
Ergeht es uns nicht genauso? Wenn wir Augenblicke des Glücks erfahren, möchten wir sie am liebsten festhalten, gegebenenfalls mit Fotos oder Tagebüchern. Wir möchten diesen Moment dauerhaft genießen. Dieses Gipfelerlebnis möge nie aufhören.
Aber Wirklichkeit ist, wir müssen das Ende eines jeden schönen Moments auch zulassen können. Nach jeder Feier kommt immer auch der Lebensalltag. Auch auf Jesus und seinen Jüngern wartet der Alltag mit dem Abstieg vom Berg der Verklärung. Die Erinnerungen jedoch wollen wirksam bleiben und für die Bewältigung der Aufgaben in den Niederungen des Lebensalltages genügend geistliche Energie schenken.
Es ist noch nicht so lange her, da sagte jemand nach dem Besuch eines Gottesdienstes: “Ich genieße es, wenn ich aus dem Gottesdienst anders herausgehe, als ich in die Kirche hineingegangen bin. Die Feier des Gottesdienstes ist für mich wie ein Aufenthalt auf dem Berg der Verklärung. Der Augenblick in der Kirche hilft mir, den Lebensalltag während der Woche hoffnungsvoller und lebensfroher zu gestalten.”
Unser Gebet, unser Singen unser Gottesdienst möge stets ein Stück geistliche Gipfelerfahrung sein. Wenn solche geistlichen Glücksmomente erfahrbar werden, dann mag jeder mit Petrus sagen: “Es ist gut, dass wir hier sind.”
(Pfarrer Wolfgang Guttmann)
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