Liebe Schwestern und Brüder,
in diesen Tagen entdeckte ich eine Spruchkarte. Darauf ein afrikanisches Sprichwort: „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ Ob das stimmt? „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ Ich denke, es gibt schon Momente in meinem Leben, an denen ich mir selber sage: „Lass dich nicht hängen!“, oder „Das schaffst du schon!“ Es hilft gewiss. Aber es ist schon ein Unterschied, ob ich ein Mut-mach-wort mir selber zuspreche, oder ob es mir jemand sagt. Indem es mir jemand anderes sagt, ist noch mehr Bekräftigung dahinter. Ich spüre, ich bin auf meinem Lebensweg nicht allein, andere sprechen mir Kraft zu. Es ist schon so: „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“
In diesen Tagen der Jahreswende werden uns viele liebe Worte entgegengebracht, schriftlich wie mündlich. Ermutigende Worte, die wir gern entgegennehmen, sie tun gut. Sie sind wertvoll, weil andere Ihnen diese entgegenbringen. Ein ermutigendes, kraftvolles Wort schenkt neue Lebensenergie und verhilft über schwere Stunden und Zeiten hinweg.
Am Anfang dieses Neuen Jahres stellt uns die Kirche Maria vor Augen als die Mutter Gottes. Auch Marie vernimmt Worte, die sie sich selbst nicht zusprechen kann. Maria ist die Hörende. Und alles, was sie hört und wahrnimmt, hat bei ihr Tiefgang, bis hinein ins Herz.
Als Gottesmutter wird sie uns den zur Welt bringen, dessen Worte uns bewegen und unser Leben verändern. Es sind Worte, die wie aus der Ewigkeit kommen, uns ergreifen und uns in Ewige hinführen wollen. Solche Worte tun gut und schenken uns einen neuen Sinn für unseren Lebenshorizont.
Wenn wir uns hier in der Kirche befinden, dann setzen wir voraus, dass mein Christsein Bestätigung findet. Stellen Sie sich vor, Sie würden hier am Gottesdienst teilnehmen und das Stichwort Gott würde nicht ein einziges Mal vorkommen. Oder es würde nie etwas über Jesus gesagt. Es wäre trostlos.
Oder wenn den Täuflingen während der Taufe gesagt wird: „Komm gut durchs Leben und bleib schön gesund.“ Es würde der Sinngehalt fehlen, wenn bei der Taufe nicht auch gesagt wird: Bewahre diese Taufgnade für das Ewige Leben.
Oder wenn eine kirchliche Hochzeitsfeier stattfindet. Wer gäbe sich zufrieden, wenn Braut und Bräutigam gesagt wird, ihr beide seid nun ein Paar. Natürlich ist es etwas Schönes, ein verheiratetes Paar zu sein. Mit den Augen Jesu weitet sich jedoch der Horizont. Es tut gut zu hören, wenn die gemeinsame Liebe eingebettet ist in die Liebe des Schöpfergottes. Die gemeinsam erfahrene Liebe will ein Widerschein der hingebenden Liebe Jesu sein: Daher der Hinweis: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“
„Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ So verlassen Christen ungern einen Gottesdienst, wenn nicht zum Schluss der Segen mit auf den Weg gegeben wird. Kein Gottesdienstbesucher spricht diesen Segen sich selber, er will einem gesagt sein: „Der Herr segne und behüte dich.“
Maria ist die Hörende. Sie ist uns Vorbild im Hören auf das Wort Gottes. „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen.“ Ob wir es uns für das Neue Jahr vornehmen können, intensiver auf das Wort Gottes zu hören? Wir mögen uns noch so viel Mut zusprechen, helfen kann einem nur das Wort, welches, wie das Wort Gottes, aus der Ewigkeit kommt und uns in die Ewigkeit hinführen möchte.
Pfarrer Wolfgang Guttmann
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.