Auf das Wort Jesu hören

Wir alle kennen diese Situation: ich bin voll von etwas und möchte davon erzählen: von etwas Familiärem oder Beruflichem, von einer Glaubenserfahrung, von einer Krankheit, vom letzten Urlaub, von den Kindern, Enkeln, von einem Erlebnis – wovon auch immer. Das, wovon ich erzählen möchte, ist mir wichtig ist. Aber mein Gegenüber hört mir gar nicht richtig zu, ist mit seinen Gedanken ganz woanders, versteht mich nicht.

Oder es ist genau anders herum: ich bin derjenige, der nicht zuhört oder nicht versteht.

So oder so ähnlich ging es Jesus, als er mit seinen Jüngern durch Galiläa zog und er ihnen gesagt, dass der Menschensohn den Menschen ausgeliefert und sie ihn töten würden, er aber drei Tage nach seinem Tod auferstehen würde. Die Jünger verstanden Jesus nicht, fragten aber auch nicht nach.

Warum sie nicht nachfragten? Es heißt, sie scheuten sich. Vielleicht hat es sie in dem Moment aber auch gar nicht interessiert, was Jesus ihnen zu sagen hatte. Schließlich waren sie mit eigenen Dingen befasst und sprachen darüber, wer von ihnen der Größte sei.

Wir können uns selbst die Frage stellen, wir achtsam wir mit den Worten Jesu umgehen. Wo und wie höre ich auf die Botschaft des Evangeliums?

In diesen Tagen und Wochen werden die Nachrichten beherrscht von einem Thema: den Flüchtlingen, die in großen Zahlen auch in unser Land strömen. Viele heißen die Ankommenden willkommen, viele sind skeptisch, andere sind ablehnend. Wie sollen wir uns als Christen verhalten, wenn wir Jesu Wort aus dem heutigen Evangelium hören, wenn er sagt:

Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Oder ein anderes Wort:

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan und was ihr für einen meiner geringsten Brüder nicht getan habt, dass habt ihr mir auch nicht getan.

Nehme ich die Worte Jesu ernst? Was tue ich? Bemühe ich mich, die Botschaft Jesu zu verstehen und danach zu handeln?

Vor vierzehn Tagen appellierte Papst Franziskus im Rahmen des Angelus-Gebetes an alle Pfarreien, religiösen Gemeinschaften, Klöster und Wallfahrtsorte in ganz Europa, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen und er appellierte an Europas Bischöfe, seinen Aufruf in ihren Diözesen zu unterstützen. Unser Erzbischof hat sich vor wenigen Tagen in einem Schreiben an alle Pfarreien und Gläubigen den Worten des Papstes angeschlossen. So prüft das Erzbistum zur Zeit, ob es neben finanziellen Hilfen auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen kann. Gleichzeitig betont der Erzbischof, dass er sich den Sorgen der Gläubigen bewusst ist: wie können wir helfen, ohne uns innerlich und äußerlich zu verausgaben?
Wir merken, wie sehr uns die Botschaft Jesu herausfordert, wenn wir sie ernst nehmen, ihm zuhören und seinen Worten folgen.

Ein Zweites:
Die Jünger hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Diese Frage nach Größe, Macht, Reichtum und Anerkennung bewegt die Menschen offenbar seit mehr als 2.000 Jahren. Und Jesus verurteilt diese Frage nicht. Er sagt ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Damit fügt er etwas Entscheidendes hinzu. Es geht nicht um Größe, Macht, Anerkennung und Geld um ihrer selbst willen. All dies kann zu einem Guten gewendet werden, wenn der Erste zum Diener aller wird.

Was könnte das bedeuten? Wenn jemand reich ist und viel Geld hat, soll er zum Diener aller werden. Ein Aufruf zum Teilen.
Wenn jemand besonders klug ist, soll er zum Diener aller werden. Ein Aufruf, sein Wissen und seine Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.
Oder wenn jemand Macht und Einfluss hat, soll er zum Diener aller werden. Ein Aufruf, sich für andere einzusetzen.

Ein letzter Aspekt: Obwohl Jesus den Jüngern vom Geheimnis der Auferstehung erzählen möchte und sie ihn nicht verstehen und ihm nicht richtig zuhören und sich mit anderen Fragen beschäftigen, reagiert er nicht abweisend, enttäuscht oder verletzt. Er ist geduldig, vielleicht sogar nachsichtig. Er setzte sich und rief die Jünger zu sich. Folgendes möchte ich uns wünschen: Dass wir zuhören können, wenn uns etwas erzählt sind und dass wir nachsichtig sein können, wenn uns nicht die erwartete Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und ich wünsche uns, dass wir alle aufmerksam auf die Worte Jesu hören und sie verstehen und umzusetzen versuchen. Und ich hoffe, dass Gott mit uns genauso nachsichtig und geduldig umgeht, wenn wir in unserem Bemühen scheitern.

Björn Mönkehaus